Landläufig meint man, Deutschland exportiere nur Maschinen, Autos und vielleicht noch ein paar Chemikalien. Das war’s dann aber auch. Auch Spiegel und Zeit kritisieren regelmäßig die angeblich so altbackenen Deutschen für ihre immergleichen Exportgüter. Wir haben nicht nur den Otto-, den Diesel- und den Elektromotor erfunden, sondern auch die Discounter – und mit Aldi und Lidl sind zwei der weltgrößten Vertreter fest in deutscher Hand und global aktiv.

Ab dem 7. Juni ist Aldi Süd auch auf dem riesigen Markt im Reich der Mitte. In Shanghai wollen die Mülheimer zwei Filialen führen, die hauptsächlich lokale chinesische Produkte anbieten, aber es sollen auch Rindfleisch und Milch aus Australien, Schweinshaxe mit Sauerkraut und Bratkartoffeln und weitere deutsche Spezialitäten verkauft werden. Den Höhepunkt des kulinarischen Kulturaustausches wird der „Berlin Bai“ darstellen, ein deutsches Würstchen mit Sauerkraut, das in einem traditionellen chinesischen Hefeteigbrötchen, dem sogenannten „Baozi“, steckt.

Aldi und Lidl haben schon oft die Lehrbuchmeinung des Handels widerlegt, die besagt, daß insbesondere in der Lebensmittelsparte sich die Konzepte nur schwer exportieren lassen, weil der Handel kulturabhängig ist. Während Lidl von Belgien bis Zypern mit Tausenden von Filialen so komplizierte Märkte wie Großbritannien und Frankreich aufgerollt hat, ist Aldi besonders stark in Australien und den USA.

Hinter diesem ersten Vortasten steckt ein großer Plan, der aufgehen könnte. Deutsche Produkte sind in China beliebt und begehrt. In den großen Städten entwickelte sich in den letzten 20 Jahren eine zahlungskräftige Mittelschicht von 250 Millionen Menschen, die gerne über den chinesischen Tellerrand hinausblickt und internationale Angebote schätzt. Interkulturell gut geführt und mit den richtigen Produkten in den Regalen, könnte Aldi sich hier einen großen und lukrativen Markt erschließen.