© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/19 / 07. Juni 2019

Roosevelts Wunsch erfüllt und den „Reichsbegriff“ getilgt
Für ideologische Quastenflosser
(dg)

Bald nach der Wiedervereinigung stellte der Politikwissenschaftler und ehemalige bayerische Kultusminister Hans Maier unmißverständlich klar, daß die Deutschen die Dämonisierung des Reichsbegriffs mehrheitlich akzeptiert hätten. Damit habe sich die Auffassung der Sieger von 1945 endgültig durchgesetzt, die gesamte deutsche Geschichte „durch die Folie des ‘Dritten Reiches’ zu betrachten“. Der Wuppertaler Rechtshistoriker Jürgen Brand, der die Geschichte der Reichsidee seit 1806 Revue passieren läßt (Der Staat, 1/2019), sieht damit Franklin D. Roosevelts Wunsch von 1944 erfüllt, „to eliminate the very word ‘Reich’“. Die Deutschen hätten dies inzwischen so gründlich besorgt, daß der „verhängnisvolle Zauber, den das Wort bis 1945 auf weite Teil der Bevölkerung ausgeübt habe, heute allenfalls in der politischen Sekte der ‘Reichsbürger’“ weiterwirke, die nur noch als „eine Art ideologischer Quastenflosser“ die Öffentlichkeit beschäftige. Die Staatsrechtswissenschaftler haben den Begriff jedenfalls aus ihren Handbüchern getilgt. Der Kommentar von Mangoldt et al. spreche in der neuesten Auflage lediglich vom „deutschen Staat“, der gemäß der Präambel des Grundgesetzes nicht untergegangen sei. Und auch im Index zum maßgeblichen Großkommentar von Maunz/Dürig suche man das Stichwort „Deutsches Reich“ jetzt vergeblich. 


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