© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/19 / 07. Juni 2019

Haltungsnote
Fotografier den Tod
Mathias Pellack

Stefan Pfeiffer, Polizeidirektor im mittelfränkischen Feucht, hat für bundesweiten Medienrummel gesorgt. Entgegen der Erwartung forderte er Gaffer bei einem Unfall auf der Autobahn A6 nicht zum Weiterfahren auf, sondern sagte jenen, die langsamer fuhren, um Fotos mit ihren Smartphones zu machen oder zumindest zu gucken, und so den nachfolgenden Verkehr aufstauten, daß sie doch austeigen könnten, die Leichen direkt anschauen sollten und Fotos von der Unfallstelle knipsen mögen. 

Einige folgten sogar, wie man in einem Video bei Youtube sehen kann und waren drauf und dran, den Polizisten zum verunglückten LKW-Fahrer zu begleiten. Die meisten kamen aber doch ins Grübeln, wandten sich um und wollten zurück ins Fahrzeug. Anschließend forderte Pfeiffer die Gaffer auf, Strafe zu zahlen. 

Die vielzahlige Wiedergabe in den Medien habe ihn „etwas geschockt“, denn auf den Autobahnen könne man „diese Situation tagtäglich erleben“, gab er bei einer Pressekonferenz zu bedenken. Alle Fahrzeugführer, die Zeuge eines Unfalls werden, rief er auf, an die Opfer und ihre Angehörigen zu denken, bevor sie das Handy zückten. „Macht euch klar: Das ist kein Spiel da draußen. Das ist bittere Realität.“