© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/19 / 14. Juni 2019

Ausblick: Australien, USA und EU verharren im Keller
Japanische Zinsen drohen
Markus Brandstetter

Wenn Donald J. Trump in Sachen Zinsen hustet, dann bekommt der Chef der amerikanischen Zentralbank (FED) Schnupfen und bei der Europäischen Zentralbank (EZB) legen sie sich ins Bett.

Aber dieses Mal kommt die Epidemie aus Australien. Dort hat die Zentralbank die Leitzinsen um ein Viertelprozent auf 1,25 Prozent gesenkt, was für Australien ein Tiefstwert ist. Der Grund ist: Die Australier blicken der ersten Rezession seit 1991 ins Auge, und die wollen sie mit einer Erhöhung der umlaufenden Geldmenge und Quantitative Easing, also einer Lockerung der Geldpolitik, abfedern.

Auch Jerome Powell, der FED-Vorsitzende, hat signalisiert, daß er für weitere Zinssenkungen offen wäre. In den USA liegt die Sache allerdings anders – die amerikanische Wirtschaft läuft auf Hochtouren. Von einem Abschwung kann keine Rede sein.

Aber Powell hat Angst, daß Trumps Handelskrieg mit China und Mexiko sich negativ auf die amerikanische Wirtschaft auswirken könnte, also verkündet er vorab, daß er zinspolitisch Gewehr bei Fuß stehe.

Der Dritte im Bunde, der die Zinsen zwar nicht senken kann, (was bei null Prozent ohnehin nicht möglich wäre), sie aber zumindest bis Mitte 2020 tief halten will, ist EZB-Chef Mario Draghi. Die Schritte der australischen und der amerikanischen Notenbank sind nachvollziehbar. Sie folgen einem Axiom des Monetarismus, das besagt: Wenn eine Rezession droht, dann Zinsen senken und Geldmenge ausweiten, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

In der EU steht ein Konjunktur­abschwung bevor, auch wenn heute noch keiner weiß, wie heftig der ausfallen wird. Er läßt sich mit den Instrumenten der Geldpolitik nicht mehr bekämpfen. Eine Verschärfung des Strafzinses für Bankeinlagen oder die Wiederaufnahme des umstrittenen Kaufprogamms für Staatsanleihen hilfsbedürftiger EU-Länder – Maßnahmen, von denen Draghi stets raunt – werden die EU aus ihrer Dauerrezession nicht herausreißen.

Jetzt zeigt sich, daß die Nullzinspolitik der EZB zur Rettung der EU-Südländer das Drehen an der Zinsschraube, die einst mächtigste Waffe des Monetarismus, stumpf gemacht hat. Die EZB, da sie keine anderen Mittel mehr hat, wird den Leitzins lange – vielleicht gar Jahrzehnte – um die null Prozent halten. Wer das nicht glaubt, der schaue nach Japan, wo der Leitzins der Bank of Japan seit 1995 unter einem Prozent liegt.

Für Deutschland bedeutet dies, daß die Bauzinsen niedrig und die Immobilienpreise hoch bleiben werden. Der Euro wird auf seinem niedrigen Niveau gegenüber dem US-Dollar noch jahrelang verharren. Sparbücher und Festgeldanlagen werden auch weiterhin so gut wie nichts einbringen – nur die Aktienmärkte werden, nach Korrekturen, auch weiterhin auf hohem Niveau rangieren.