© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/19 / 14. Juni 2019

Verbote: Einwegkaffeebecher und Amazon-Retouren
Richtig, aber falsch
Mathias Pellack

Getreu dem Motto „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn“ fordern Grüne regelmäßig neue Verbote. Nachdem sie es mit Motorrollern, Limonaden an Schulen und Osterfeuern versucht haben, schlägt Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt nun vor, den Versandhandel zu sanktionieren.

Das erkannte Problem ist: Versandunternehmen wie Amazon vernichten regelmäßig Retourwaren, weil etwa Instandsetzung, Rückversand an den Hersteller und Fehlerprüfung zusammengenommen teurer wären, als das Gerät zu ersetzen. Göring-Eckardt konstatiert gegenüber den Funke-Medien richtig: „Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft.“

Sie fordert daher „Erstens: Dem Online-Handel wird verboten, neuwertige Produkte, die zurückkommen, zu vernichten.“ Zweitens müßten die Rohstoffe zurück in den Kreislauf. Und drittens sollten zurückgeschickte Produkte, die nicht mehr in den Verkauf können, verschenkt werden.

Wer kurz die Hoffnung hegte, die Grünen wollten unsere „Wegwerfgesellschaft“ tatsächlich auf den Müllhaufen der Geschichte befördern, wird hier eines Besseren belehrt. Unternehmen regulieren, die billige Produkte massenhaft auf den Markt werfen, will offenbar niemand. Ressourcenschonend ist das nicht.

Bei so viel Engagement versucht auch der zweite Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, nicht zurückzustehen. Den Einwegkaffeebecher, so verlangte er in der Bild am Sonntag, solle „die Bundesregierung konsequent und noch in ­diesem Jahr durch ein bundesweites Pfandsystem für Mehrwegkaffeebecher“ ersetzen. Der stehe „exemplarisch für den Müllwahnsinn in Deutschland“.

Die Lösung indes ist schlecht, da Mehrwegbecher die grundlegende Funktion des Einwegbechers nicht erfüllen können. Statt einfach zum nächsten Mülleimer müssen sie zu einem Händler getragen werden, der womöglich ganz woanders ist.