© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/19 / 14. Juni 2019

Naiver deutscher Außenpolitik fehlt strategisches Konzept
Ohne intellektuellen Überbau
(wm)

Obwohl ihre offensive Einwanderungspolitik seit Jahrzehnten den eigenen Nationalstaat unterminiert, bleibt die Bewahrung der atomwaffengestützten Souveränität Frankreichs oberste Priorität der Pariser Herrschaftseliten. So durchsichtig Emmanuel Macrons jüngstes Projekt, die Souveränität der EU zu stärken, um die Frankreichs zu sichern, auch sei, zeige es doch, daß man an der Seine einer „Grand Strategy“ gehorche, wie die beim Studienkomitee für deutsch-französische Beziehungen in Paris tätige Barbara Kunz meint (Internationale Politik, 5–6/2019). Daß hingegen die deutsche Außenpolitik über einen ähnlichen „Masterplan“ nicht verfüge, wollten die meisten Beobachter des Nachbarlandes nicht glauben. Sie könnten nicht fassen, daß das Land der Dichter und Denker tatsächlich „naive“ Außenpolitik „ohne intellektuellen Überbau“ und auf „niedriger analytischer Flughöhe“ betreibe. Mitunter täten den Pariser Entscheidern ihre Berliner Counterparts sogar fast leid, die etwa beim Thema Rüstungsexporte unfähig seien, diese Frage jenseits moralistischer Reduktionen im „gesamtstrategischen Kontext zu sehen“. Zu einer im Interesse der im „Kampf der Kontinente“ (Sven Hedin) sonst verlorenen Europäer liegenden „gemeinsamen strategischen Kultur, weit über die rein militärische Dimensionen hinaus“, sei es daher „noch ein weiter Weg“. 


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