© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/19 / 14. Juni 2019

Gott im Grundgesetz
Fundament durch Werte mit „Ewigkeitsgarantie“
Carsten Beck

Dafür, daß es nur als Übergangslösung vorgesehen war, ist das Grundgesetz mit 70 Jahren erstaunlich alt geworden – fast so etwas wie ein ewiges Provisorium. Ideell getragen wird es vom christlichen Naturrechtsbegriff. Doch wie wirkt sich das auf die Verfassungswirklichkeit aus? Und welche Bedeutung hat das für wichtige Bereiche wie Menschenwürde, Leben und Freiheit? Tagespost-Autor Josef Bordat geht in „Ewiges im Provisorium“ den christlichen Wurzeln im Grundgesetz nach. 

Die Schöpfer des Grundgesetzes wollten nicht, daß der Mensch allein bestimmt, was Recht ist. Stattdessen sollten Werte mit „Ewigkeitsgarantie“ das Fundament für unsere De-facto-Verfassung bilden. Mit den philosophisch und theologisch einschlägigen Begriffen Würde, Leben, Freiheit beziehen sich diese ideellen Grundpfeiler auf die christliche Naturrechtslehre. Diese geht von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen aus und davon, daß er frei und gleich geschaffen wurde, mit Vernunft und Gewissen begabt. 

Daraus ergibt sich eine besondere Würde, die der Staat gemäß Artikel 1 zu schützen hat. Bordat sieht als direkte Folge dieser Überlegungen das unbedingte Lebensrecht des Menschen. Zahlreiche kluge Argumente liefert er hierzu im Kapitel zum Lebensschutz. In Gewissens-, Religions- und Glaubensfreiheit erkennt Bordat ferner Grundfreiheiten, von denen sich die anderen Freiheiten ableiten lassen. Im Grundgesetz bilden all diese überzeitlichen und dem Menschen durch seine Vernunft erkennbaren Werte einen Kanon, der praktischerweise auch für Nichtgläubige funktioniert – in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft von enormer Bedeutung. 

Eine Rolle spielt hierbei auch der verweltlichte Zweig der Naturrechtslehre, auf den Bordat eigens eingeht. Ein eigenes Kapitel beleuchtet den Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes sowie die damit einhergehenden Folgen für die Verfassungswirklichkeit. In Zeiten, in denen verbindliche Werte schwinden, gibt „Ewiges im Provisorium“ eine wichtige Orientierung dazu, welcher Geist das Grundgesetz geprägt hat, wie Politik, Religion und Ethik zusammenhängen. Ein spannendes Werk, das theologisch und rechtstheoretisch profunde Fragestellungen in klarer Sprache erklärt.

Josef Bordat: Ewiges im Provisorium. Das Grundgesetz im Lichte des christlichen Glaubens. Lepanto Verlag, Rückersdorf 2019, broschiert, 212 Seiten, 15,80 Euro