© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/19 / 14. Juni 2019

Frisch gepresst

Klassiker. Mit den Feiern zum 100. Geburtstag Friedrich Schillers im November 1859 kündigt sich für Historiker das erwachende deutsche Nationalbewußtsein an, ohne das die von Bismarck 1871 geschaffene „Reichseinheit von oben“ kaum zu denken ist. Bereits dieses Kapitel der Wirkungsgeschichte weist auf den immensen politischen Gehalt von Schillers Œuvre hin. Bei dem zweiten der Weimarer Dioskuren sieht es nicht anders aus. Zu Lebzeiten einsetzend, kreist die Goethe-Rezeption seit fast 200 Jahren auch um das Verhältnis des Dichters und großherzoglichen Ministers zur Politik, zur Französischen Revolution, zum Absolutismus, zur sozialen Frage, zu Napoleon und zum deutschen Befreiungskrieg von 1813. Entsprechend umfangreich ist die Literatur, die sich der interessierte Laie immer noch am besten über die grandiose Arbeit des Hamburger Literaturhistorikers Karl Robert Mandelkow erschließt: „Goethe in Deutschland. Rezeptionsgeschichte eines Klassikers“ (1980/89). Da der jüngste Versuch, Klarheit über die politisch-sozialen Ordnungsvorstellungen der „Deutschen Klassik“ zu gewinnen, ausgerechnet Mandelkow nicht zu Rate zieht, erfindet der Autor das Rad einfach neu. So will etwa der Jenaer Staatsrechtler Wolfgang Pauly erneut die „Legende einer apolitischen Politik“ widerlegen oder Goethe abermals als „Reformkonservativen“ vorstellen. Daher bleibt dem Band nur das didaktische Verdienst, Bekanntes in komprimierter Fassung darzureichen. (dg)

Walter Pauly, Klaus Ries (Hrsg.): Politisch-soziale Ordnungsvorstellungen in der Deutschen Klassik. Nomos Verlag, Baden-Baden 2018, 297 Seiten, broschiert, 49 Euro





Landsturm. Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, mußten die preußischen, bayerischen, sächschen etc. Armeen neben der aktiven Truppe und der Ersatzreserve bei der Mobilmachung sehr schnell auf Landwehr und Landsturm zurückgreifen. Die letztgenannten Einheiten umfaßten hauptsächlich bereits gediente, aber auch völlig unausgebildete erwachsene Männer bis zum 45. Lebensjahr bei den Mannschaftsdienstgraden. Als regionale Feldstudie hat Wolfgang Klein die Landsturmbataillone des preußischen Regierungsbezirkes Aachen untersucht, die sieben von insgesamt 850 Bataillonen der während des Ersten Weltkrieg mobilisierten Reservisten repräsentierten. (bä)

Wolfgang Klein: 1914–1918. Aachener Landsturmmänner. Helios Verlag, Aachen 2019, gebunden, 176 Seiten, Abbildungen, 22,90  Euro