© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/19 / 14. Juni 2019

Haltungsnote
Die Kollegen dürften staunen
Gil Barkei

Linksradikale Musik hat längst nicht mehr nur ihre Fans bei Antifa, Grüner Jugend oder Linken-Politikern. Nein, auch CDU und SPD scheinen Geschmack gefunden zu haben am „wilden“ Sound des neuen, scheunentoroffenen Deutschlands. 

Wenn es dabei noch gegen die AfD geht, dann erst recht. Diese wollte ein Open-Air-Konzert der vom Verfassungsschutz mehrmals erwähnten Punkband Feine Sahne Fischfilet am 20. Juli in Berlin-Spandau verhindern. Doch ihr Antrag wurde in der Bezirksverordnetenversammlung von allen anderen Parteien abgeschmettert. Daß der SPD-Verordnete Lukas Schulz zu der Sitzung im Band-Fanshirt erschien, geschenkt – Kurt Schumachers Warnung vor den „rotlackierten Faschisten“ ist ja auch schon eine Weile her, die muß nicht jeder Sozialdemokrat noch kennen. 

Daß aber mit dem SPD-Verordneten Jens Hofmann ausgerechnet auch ein Polizeibeamter sich für den Auftritt in der Zitadelle Spandau einsetzt, verwundert. Schließlich hetzt die Gruppe mit Gewaltphantasien gezielt gegen die Gesetzeshüter: „Die Bullenhelme, die sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein!“ Das sei halt Kunstfreiheit, argumentiert Hofmann. Ob das seine Kollegen auch so sehen?