© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/19 / 21. Juni 2019

Irrtum der Woche
Grün ist die Hoffnung
Christian Vollradt


Da hatte sich Barbara Baur wohl zu früh gefreut. In diesem Sommer solle sie das Bundesverdienstkreuz bekommen. So war es der 62jährigen Grünen-Kommunalpolitikerin, die vor 25 Jahren erstmals in den Gemeinderat ihrer schwäbischen Heimatstadt Weingarten einzog, in einem Schreiben des Stuttgarter Sozialministeriums angekündigt worden. Dessen Chef, der Grüne Manfred Lucha, hatte eigenhändig und handschriftlich der „lieben Barbara“ seine „herzlichen Glückwünsche zu dieser Ehrung“ übermittelt. Doch kurze Zeit später mußte dessen Referentin per Telefon zurückrudern. Es handle sich um „ein bedauerliches Büroversehen“ innerhalb des Hauses – und mit der hohen Auszeichnung werde es doch nichts. Das Regierungspräsidium Tübingen habe den Antrag zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande geprüft und sei zum Ergebnis gekommen, „daß die Voraussetzungen für eine Verleihung dieses Ordens nicht erfüllt werden.“ Und das, wo doch ausdrücklich mehr Frauen die höchste bundesdeutsche Auszeichnung bekommen sollen (JF /19). Weil sich aber das grüne Gemeinderatsmitglied laut Medienberichten seit 35 Jahren in der Flüchtlingsarbeit engagiert und manchmal davon träumt, „eine soziale Rebellion“ zu starten, soll ihm eine staatliche Anerkennung nicht ganz versagt bleiben. Als Ersatz ist Baur nun die Staufermedaille versprochen worden: „eine besondere, persönliche Auszeichnung“ des Ministerpräsidenten, zufälligerweise ein Grüner, für Verdienste um das Land Baden-Württemberg.