© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/19 / 21. Juni 2019

Debatte über das linksgrüne Desinteresse am „Kampf für Gerechtigkeit“
Nicht bloß irrationale Wutbürger
(dg)

In der April-Ausgabe (4/2019) der linksliberalen Blätter für deutsche und internationale Politik glaubte ihr Redakteur Steffen Vogel vor den französischen „Gelbwesten“ warnen zu müssen. Weil sie „rechtspopulistische und autoritäre“ und keineswegs, wie von radikalen Linken erhofft, „klassenkämpferische“ Positionen verfechten würden. Für die Journalistin Nicola Liebert spricht aus Vogels Einlassung die Ignoranz und Arroganz linksgrüner Apologeten des posthumanen Globalismus (5/2019). Mit Tönen, die in den Blättern bisher tabu waren, rät Liebert der nominellen Linken, sich im Geist von Karl Marx mit der „aktuellen Klassenfrage“ zu befassen. Es gelte daher, „möglichst unvoreingenommen“ die Positionen der „abgehängten Seite“ zu analysieren, die nicht automatisch zur Rechten tendiere. Zumal deren Interessen „nicht bloß irrational“, sondern legitim seien. Denn wer sein Kind nicht an der richtigen Schule im richtigen Stadtteil anmelden könne, sei nicht zu Unrecht unglücklich, wenn es dort unterrichtet werde, „wo kaum ein Schüler richtig Deutsch kann“. Die Front im neuen Klassenkampf verlaufe heute zwischen den von der Migration und deren Folgen betroffenen, bodenständigen „Wutbürgern“ und Einwanderung forcierenden „Weltbürgern“. Wende sich die Linke nicht endlich dem „Kampf gegen die Ungerechtigkeit“ zu, überlasse sie „eine riesige politische Brache“ den Rechten. 


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