© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/19 / 28. Juni 2019

Aufgeschnappt
Abgeschossen
Lukas Steinwandter

Schüler werden gemobbt, unterdrückt und beleidigt. An den Folgen leiden sie Jahre später noch. Nein, hier geht es nicht um eine Gruppe sich besonders cool fühlender Halbstarker, die unterlegene Mitschüler drangsaliert. Verantwortlich für die schlimmen Erfahrungen soll gemäß einer neuen Studie aus Kanada eine beliebte Schulsportart sein: Völkerball beziehungsweise die in Amerika gängigere Variante Dodgeball, bei dem mehrere Bälle zum Einsatz kommen. Das auch hierzulande weit verbreitete Ballspiel ist „gleichzusetzen mit legalisiertem Mobbing“, kritisiert die Studienautorin der British University of Columbia, Joy Butler, im Sender CBC. Die Washington Post zitierte aus der Arbeit, die in Kürze in einer Fachzeitschrift publiziert werden soll, Völkerball wirke „unterdrückend“ und „entmenschlichend“. Laut Butler glaubten Lehrer, Kinder hätten Spaß an dem Spiel und es würde sie „auf die reale Welt vorbereiten“. Mal wirft man, mal wird man getroffen, wie es eben im Leben im übertragenen Sinne oft so ist. Doch weit gefehlt, befindet die Pädagogik-Professorin, statt dessen würden dabei Aggressionen ausgelebt. Sie hoffe nun auf einen Wandel im Bewußtsein der Lehrer, die die negativen Effekte des Spiels erkennen und es aus den Schulsporthallen verbannen sollten.