© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/19 / 28. Juni 2019

Klimaschutz der Woche
Die Möhr’ kann gehen
Christian Vollradt


In die noch vorläufige Bilanz der „Ende Gelände“-Proteste im Braunkohletagebau Garzweiler fallen nicht nur acht verletzte Polizisten. Weitere Kollateralschäden mußte ausgerechnet die Pflanzenwelt verzeichnen. Sogenannte „Klimaschutz-Aktivisten“ liefen scharenweise durch mindestens ein Weizenfeld und trampelten einen Möhrenacker nieder. Dem betroffenen Bauern, aber auch anderen Berufskollegen trieb das die Zornesröte ins Gesicht. Zerstörte Pflanzen im Namen der Ökologie? Gönnerhaft stellten die Veranstalter von „Ende Gelände“ Entschädigungszahlungen in Aussicht. Doch den Landwirten stößt etwas anderes viel mehr auf: Mit ihrem „unsinnigen Verhalten“ hätten die Demonstranten „Lebensmittel zerstört und damit unsere Arbeit mißachtet“, schrieb etwa der als Bauer Willi in den sozialen Medien umtriebige Agrarwissenschaftler Willi Kremer-Schillings (JF 15/16). „Das schmerzt mehr als der finanzielle Schaden.“ Anders sah das der Sprecher für Klima- und Umweltschutz der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Georg Kössler: „Deine Möhren sind nicht wichtiger als unser Klima. Sorry.“ antwortete er einem Landwirt. Doch während die gelben Rüben Kohlendioxid indirekt in Sauerstoff umwandeln, macht Klimaschützer Kössler seinem Instagram-Profil zufolge häufiger direkt das Gegenteil, indem er durch die Welt jettet. Da liegt Bauer Willi wohl nicht ganz falsch, wenn er sich über fehlendes Unrechtsbewußtsein und die „Arroganz der urbanen Eliten“ echauffiert.