© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/19 / 28. Juni 2019

Facebooks digitale Währung
Kein sicheres Geld
Thorsten Polleit

Facebook will seinen Kunden ab 2020 eine globale High-Tech-Währung anbieten. Vielen Menschen soll so ein einfacher und kostengünstiger Zugang zum Geld- und Finanzsystem eröffnet werden, wie der US-IT-Gigant verlauten läßt. Das neue Blockchain-basierte Geld heißt „Libra“. Technisch gesehen handelt es sich um eine Krypto-Banknote, die durch einen Korb von offiziellen Fiat-Währungen (US-Dollar, Euro und Co.) gedeckt ist. Herzstück des Libra-Projektes ist die „Libra Association“ (LA). Als regierungsunabhängige Institution mit Sitz in Genf, Schweiz, wird sie von Gründungsmitgliedern wie Mastercard, PayPal, Visa, Spotify, Uber, ebay, Facebook und weiteren renommierten Firmen getragen und verantwortet die Operation und Weiterentwicklung von Libra. 

Libra entstehen, indem Menschen US-Dollar oder Euro bei der LA eintauschen. Die LA räumt dem Kunden einen entsprechenden Libra-Betrag in einer digitalen Brieftasche („Wallet“) ein, das der Kunde für Zahlungszwecke per Internet, Smartphone, Kreditkarte oder per WhatsApp, verwenden kann. Die Chance auf Erfolg steht gut: Elektronisches Zahlen ist Mega-Trend, und wenn das auch noch über Social Media funktioniert, um so „cooler“ und um so besser, denken sicherlich viele junge Kunden. Die Libra wird so den Wettbewerbsdruck auf die Bankenindustrie erhöhen. Das ist in jedem Falle gut. Denn Wettbewerb bringt bekanntlich Verbesserung.

Ist aber Libra solides Geld, das seine Kaufkraft bewahrt? Hier sind ernste Zweifel anzumelden: Die Verläßlichkeit der Libra steht und fällt nämlich mit der Qualität der unterliegenden ungedeckten Papierwährungen: Die Libra wird in dem Maße inflationäres Geld sein, wie US-Dollar, Euro und Co. von den Zentralbanken gedruckt werden. Und wenn die Geldbehörden dies- und jenseits des Atlantiks mit ihrer extremen Null- und Negativzinspolitik sowie einer chronischen Geldmengenvermehrung so weitermachen, wird die Kaufkraft dieser ungedeckten Papiergeldwährungen schwinden und mit ihr auch die Kaufkraft der Libra. Die Libra ist also keine echte Alternative zu den offiziellen Währungen – sie ist kein besseres Geld.

Facebooks Libra-Projekt zielt auch auf etwas anderes ab: Es ist ein – durchaus legitimer unternehmerischer – Versuch, am globalen Markt für Zahlungsdienste (und späterfolgend vielleicht auch im Markt für Kredite) mitzuverdienen. Gleichzeitig könnte der IT-Riese so vieler neuer Daten habhaft werden – sein Kerngeschäft. Das Libra-Projekt zielt nicht darauf, besseres Geld bereitzustellen. Dann hätte Facebook eine 100 Prozent goldgedeckte Libra anbieten müssen. Vielleicht wird das der nächste Schritt sein, initiiert von Amazon, Google oder einem anderen Unternehmen.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des Mises-Instituts.

 www.misesde.org