© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/19 / 28. Juni 2019

Systemgegensatz der Zukunft: „Wahre“ gegen „formale“ Demokratie
Linke Alpträume
(dg)

Albrecht von Lucke, Redakteur der linksliberalen Blätter für deutsche und internationale Politik, versteht die Welt nicht mehr. Als 1989 der Kalte Krieg endete, habe es kaum eine Stimme gegeben, die nicht prognostizierte, die Zukunft der Menschheit werde sich in der nach westlichem Vorbild gestalteten „Einen Welt“ abspielen (Heft 5/2019). Heute habe „der Westen“ mit dem von 1989 kaum etwas zu tun. Denn nun „erleben wir faktisch die Rückkehr der Grenzen und des Freund-Feind-Denkens“. Dafür stünde auf drei Ebenen – national, europäisch und global – „die Trias Höcke, Orbán, Trump“. Also ein Oppositionspolitiker in der Thüringer Provinz, der Regierungschef eines weltpolitisch eher federgewichtigen Staates und der Präsident der USA. Dieses wunderliche Trio verkörpert für von Lucke die „illiberale Demokratie“, ohne „Opposition, freie Presse und freie Justiz“. Daher, so fabuliert von Lucke eher faktenfrei, kristallisiere sich „der neue Systemgegensatz des 21. Jahrhunderts“ heraus: die „‘wahre’ völkische Demokratie mit autoritärer Führerschaft“ gegen die bloß „‘formale’ Demokratie mit liberaler Gewaltenteilung“. In Deutschland und der EU erodiere das demokratische Modell, Rußland und die Türkei stünden längst im von China angeführten Lager, das nach dem Ausfall der USA als „Vorreiter einer liberalen Weltordnung“ keine Konkurrenz mehr fürchten müsse. 


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