© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/19 / 05. Juli 2019

Verhaftung von Sea-Watch-Kapitänin
Schlepper mit einer Mission
Lukas Steinwandter

Wer Schiffbrüchige rettet, egal, wie diese in ihre mißliche Lage gekommen sind, ist ein Seenotretter. Wer sich zum Menschenschmuggler macht, um Migranten um jeden Preis nach Europa zu bringen, ist ein Schlepper. Dies gilt es zu bedenken, wenn dieser Tage von ARD-„Faktenfinder“ Georg Restle über Außenminister Heiko Maas bis hin zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine „Menschenretterin“ angeschmachtet wird, die vom „faschistischen Regime“ eines „Rechtsradikalen“ festgenommen wurde. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete drang mit ihrem Schiff Sea-Watch 3 mit über 40 (illegalen) Einwanderern an Bord widerrechtlich in den Hafen von Lampedusa ein und gefährdete dabei fahrlässig das Leben von italienischen Finanzbeamten.

 Kurz zuvor proklamierte die Schlepperprinzessin: „Wenn uns nicht die Gerichte freisprechen, dann die Geschichtsbücher.“ Rackete geht es nicht um Seenotrettung, ihr geht es um deutschen Moralimperialismus.Für die Schlepper und Innenminister Salvini ist es eine Win-Win-Situation. Erstere können in Afrika weiter damit werben: Wer zahlt, kommt ins gelobte Land. Letzterer bekam die Bilder geliefert, für die ihn seine Anhänger lieben. Verlierer ist Europa. Die abfälligen Äußerungen deutscher Politiker über Italien wurden dort genau registriert. Und in Deutschland, wo die meisten Flüchtlinge schlußendlich landen werden, nimmt die Asylkrise auch im Jahr vier nach der Grenzöffnung kein Ende.