© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/19 / 05. Juli 2019

Fahrkarte der Woche
Viele Waffen und ein Narr
Christian Vollradt


Daß dieser Tage Hannover ganz schön grün ist, ist einem Grünen nicht ganz grün. Hat der Schreiber dieser Zeilen etwa einen im (grünen) Tee? Nein, der Satz gibt in bewußter Verknappung folgenden Sachverhalt wieder: Niedersachsens Hauptstadt beherbergt wie jedes Jahr das weltgrößte Schützenfest. Beim traditionellen Marsch tragen die Mitglieder der Schützenvereine in der Regel ihre meist grüne Uniform, so daß die Farbe schon eine gewisse Dominanz im Straßenbild hat. Hannovers Ratsherr und Kulturpolitiker Daniel Gardemin von den Grünen, also der Partei, hat damit ein gewisses Problem; nicht mit dem Grünen an sich, sondern mit den Schützen. „Da werden Waffen vorgeführt und dem Schießsport gehuldigt“, kritisierte er. Und nicht zuletzt der Mordfall Lübcke in Kassel deute darauf hin, daß das Schützenwesen „ein Ort der Rechten“ sei. Das war dann auch einigen Grünen zuviel, die die grünen Schützen zu Unrecht in die braune Ecke gestellt sahen und Gardemin die gelbe Karte zeigten. Schließlich eröffnete pikanterweise die grüne Bürgermeisterin Regine Kramarek das Schützenfest mit dem Faßanstich. Auch Oberbürgermeisterkandidat Belit Onay (Grüne) distanzierte sich. Gardemin ruderte dann selbst zurück: „Ich habe das zu flapsig formuliert. Ich wollte nicht verallgemeinern, und ich wollte niemanden verletzen.“ Ein Schützenverein hat ihn nun eingeladen. Vielleicht gibt’s die eine oder andere „Lüttje Lage“. Besser den Grünen blau machen, als sich über seinen Unsinn schwarz ärgern. Hicks.