© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/19 / 05. Juli 2019

Zeitschriftenkritik: Die Neue Ordnung
Das demokratische Dilemma
Werner Olles

Die zweimonatlich vom Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V. herausgegebene Zeitschrift Die Neue Ordnung versammelt in ihrer aktuellen Ausgabe (Juni 2019) eine Reihe von Aufsätzen, die dem konservativen Leser diskussionswürdige Ansichten liefern. Pater Wolfgang Ockenfels OP weist in seinem Vorwort auf „das demokratische Dilemma des Staates“ hin, der in Ausübung seines Gewaltmonopols „die Demokratie retten oder leider auch aushebeln kann“. Wenn AfD-Mitglieder oder -Sympathisanten in ihrer beruflichen oder persönlichen Existenz bedroht, eingeschüchtert, bei ihrem öffentlichen Auftreten mit Gewalt daran gehindert werden, ihren demokratischen Auftrag zu erfüllen, sei dies „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, ausgehend von „antifaschistischen“, also faschistischen, staatlich subventionierten Gruppen.“

Stephan Raabe befaßt sich in seinem Beitrag über die Verhältnisbestimmung von „Katholizismus und Konservativismus“ mit der Historie des parteipolitischen Konservativismus in Deutschland, der im Kaiserreich und in der Weimarer Republik vor allem „preußisch, national und protestantisch“ geprägt war. Relativ spät trennte sich in der Weimarer Republik eine Gruppe von „Rechtskatholiken“ wegen des „demokratisch-republikanischen Kurses des Zentrums von der Partei und fand bei den konservativen Nationalisten der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) eine neue Heimat.“ Raabe definiert den deutschen Katholizismus als „eine gesellschaftspolitische Gemeinschaft ganz eigener Art“, die sich einerseits von anderen Weltanschauungen abgrenzte, andererseits „vielfältig politisch anschlußfähig“ war, und damit „auf eigene Weise soziale wie auch konservative und liberal-demokratische Züge und Möglichkeiten verband“.

Der Autor schildert in einem Rückblick die brillante Rede von Franz Josef Strauß, in der er die „alte“, sozusagen „konservative Mitte“ in zehn Punkten skizzierte. Sie führten vom Naturrecht, der Tradition des abendländischen Humanismus, der Ablehnung jedes Absolutheitsgedankens und der Bereitschaft zur Toleranz bis zur Fähigkeit, ein geläutertes Nationalbewußtsein mit der europäischen Gemeinschaftsaufgabe zu verbinden. Raabe nennt dies „ein präzises Kurzprogramm eines christlich-fortschrittlichen Konservativismus“. 

Stefan Hartmann befaßt sich in seinem Portrait „Theodor Hacker – ein Prophet des Christlichen Abendlandes“ mit dem im katholischen Deutschland vergessenen schwäbischen Schriftsteller, Essayisten und Kulturphilosophen, der mit Hilaire Belloc, G.K Chesterton, T.S. Eliot und Gertrud von Le Fort befreundet war. Während des Nationalsozialismus in der Inneren Emigration, beeinflußte er die „Weiße Rose“, deren Flugblatt-Texte er teilweise prägte. Für T.S. Eliot war er „ein wahrhaft großer Mensch, Gelehrter, Denker und Dichter zugleich. Seine Bücher tragen den dreifachen Adel der Schönheit, der Wahrheit und der Güte.“

Kontakt: Verlag Franz Schmitt, Postfach 1831, 53708 Siegburg. Das Einzelheft kostet 5 Euro, ein Jahresabo 25 Euro. 

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