© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/19 / 05. Juli 2019

Kolumbien zwingt Novartis zu Preisnachlässen
Patentstreit mit Signalwirkung
(dg)

Patente auf Medikamente sollen dafür sorgen, daß die Erforschung neuer Arzneimittel über den Verkauf finanziert werden kann. Pharmakonzerne und Gesundheitsaktivisten streiten seit Jahrzehnten darüber, in welchem Ausmaß dieser, 1993 unter dem Dach der Welthandelsorganisation in einem „Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums“ (TRIPS) gesetzlich geregelte Patentschutz gerechtfertigt ist. Als moralisch besonders anstößig prangern Organisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ dabei an, daß die Hersteller für die 20jährige Dauer des Patentschutzes ein Marktmonopol für ihr Produkt besitzen und die Preise diktieren können (Welt-Sichten, 6/2019). Für arme Patienten im globalen Süden, in Ländern mit fragilen Gesundheitssystemen, hat das oft tödliche Folgen, wenn ihnen ihre unterfinanzierten Krankenkassen teure lebensverlängernde Aids-Medikamente oder solche gegen Ruhr, Malariaparasiten und multiresistente Tuberkuloseerreger verweigern. Im gerade in Kolumbien wegen „überteuerter“ Preise eskalierten Konflikt zwischen dem Schweizer Konzern Novartis, Regierung und Gesundheitsaktivisten deutet sich jedoch eine Wende mit Signalwirkung an. Die nach TRIPS legitime Drohung mit Zwangslizenzen für Ersatzarzneien (Generika) nötigte Novartis zur Preissenkung für ein Präparat zur Leukämietherapie um 44 Prozent. 


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