Auf ihrem wöchentlichen Video-Podcast hat Kanzlerin Angela Merkel kürzlich des gescheiterten Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 gedacht. Sehr löblich, möchte man meinen. Der diesjährige 75. Jahrestag sei Erinnerung an alle, die sich der Herrschaft des Nationalsozialismus entgegengestellt hätten, befand Merkel. Glücklicherweise habe es viele davon gegeben. „Diejenigen, die am 20. Juli gehandelt haben, sind uns Vorbild“, stellte die Kanzlerin klar. Anschließend zog sie Parallelen zur heutigen Zeit: „Auch wir sind heute verpflichtet, uns allen Tendenzen entgegenzustellen, die die Demokratie zerstören wollen.“ Dazu gehöre angesichts des Mordes an Walter Lübcke vor allem der Rechtsextremismus. Mittlerweile muß also auch ein glühender Patriot wie Stauffenberg für die derzeitige „Gegen Rechts“-Offensive herhalten. „Es lebe das heilige Deutschland“, soll der damals 36jährige Offizier unmittelbar vor seiner Hinrichtung gerufen haben. Ein Satz, den Frau Merkel wohl kaum zu schätzen weiß. Am Samstag jedenfalls hält die Kanzlerin im Berliner Bendlerblock die Gedenk-

rede für die Männer um Stauffenberg. Vielleicht sollte sie sich vorab noch einmal genauer mit der Ideenwelt und den Motiven der Widerstandsgruppe beschäftigen. Zum Einsteig sei ihr – Eigenlob stinkt – die JF-Sonderbeilage „Patrioten gegen Hitler“ empfohlen, die die Kanzlerin direkt am Berliner Hauptbahnhof erwerben kann.