© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/19 / 19. Juli / 26. Juli 2019

Haltungsnote
„Alle marschieren in eine Richtung“
Gil Barkei

Es gibt sie noch: Journalisten der alten Schule, denen die Eintönigkeit vieler Medien in Deutschland ebenfalls auffällt – und dies deutlich kritisieren. „In vielen wichtigen Fragen beobachte ich eine homogene Berichterstattung“, stellt der frühere Intendant des WDR und Auslandskorrespondent, Fritz Pleitgen, im Handelsblatt-Interview fest. „Alle marschieren in eine Richtung, nicht selten im Einklang mit der vorherrschenden Meinung in der Politik. Bedenklich!“ Zwar zeigt sich der 81jährige als überzeugter Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, allerdings müßten sich ARD und ZDF der Frage stellen, „wieviel davon nötig ist“. Mit „Sparankündigungen allein“ sei es nicht getan, es komme neben einem behutsamen Umgang mit den Rundfunkbeiträgen „auf das Programm an“. Einseitige Berichte, „wie wir sie bei Themen wie Griechenland, Lokführer-Streik, Rußland, Brexit und auch Trump erlebt haben und erleben, ist der schleichende Tod der Demokratie“. Früher habe es „mehr Richtungsstreit“ gegeben. Bleibt die Hoffnung, daß Pleitgen eine ähnliche Standpauke auch mal direkt seinen Nachfolgern hält. Genügend Telefonnummern zu noch in Verantwortung stehenden Kollegen sollte er abgespeichert haben.