© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/19 / 02. August 2019

„Staatlich gezüchtete Wissenschaftsjakobiner“
Universität: Bund und Länder fördern die Genderforschung mit rund 20 Millionen Euro jährlich
Björn Harms

Wer an deutschen Universitäten zum Thema Gender forscht, braucht sich nur wenig Sorgen um seine Zukunft machen. Jahr für Jahr steigt in diesem Wissenschaftsbereich die Zahl der Forschungsprojekte an, welche direkt mit Steuermitteln unterstützt werden. 

Im vergangenen Jahr flossen aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die von Bund und Ländern finanziert wird, ganze 19,5 Millionen Euro an Fördermitteln in die Genderforschung – ein Anstieg von 2,7 Millionen Euro im Vergleich zu 2017, wie aus einer jüngst veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervorgeht. In dem Papier werden minutiös alle 267 unterstüzten Forschungsvorhaben aus diesem Bereich gelistet. Allein die Titel vieler Projekte wirken skurril. 

Demnach wurde die Forschungsarbeit „Das Anna und ihr Hund. Weibliche Rufnamen im Neutrum. Soziopragmatische vs. semantische Genuszuweisung in Dialekten des Deutschen und Luxemburgischen“ 2018 mit 71.000 Euro gefördert. Seit 2015 flossen 500.000 Euro in das Vorhaben der Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Dieselbe Professorin kassierte auch zum Thema „Transgressive Selbstbenennungspraktiken: Differenzmarkierung durch freien Rufnamenwechsel in Schweden“ im vergangenen Jahr rund 108.000 Euro an Fördermitteln. Seit 2013 flossen 576.000 Euro. 

Doch auch andere Universitäten laben sich für ähnliche Unterfangen am Geldtopf der DFG. An der theologischen Fakultät der Universität in Köln widmet sich Saskia Wendel dem Projekt „Leib Christi – Gendersensible Rekonstruktion einer theologischen Metapher“. Hierfür trieb sie 2018 rund 98.000 Euro an Fördermitteln auf, seit 2013 erhielt die katholische Theologin 

stolze 582.000 Euro. Die Literaturwissenschaftlerin Annegret Richter forscht seit geraumer Zeit am Institut für Romanistik der Universität Leipzig. In ihr Projekt „Die Konstruktion queerer Subjektivitäten in der franko-maghrebinischen Literatur“ flossen seit 2016 rund 283.000 Euro, im vergangenen Jahr lag der Betrag bei 94.000 Euro. 

International geht es auch an der Freien Universität Berlin zu. Hier unterstützte die DFG eine Untersuchung über „Amateurfußballteams lateinamerikanischer Migrant/innen in Rio de Janeiro und São Paulo“ 2018 mit 77.000 Euro. Ebenfalls auf der Liste der Bundesregierung: ein Forschungsprojekt zum Thema „Gendered Buddhism. Zum Selbst- und Religionsverständnis buddhistischer Frauen im gegenwärtigen Japan“, für das die Eberhard-Karls-Universität in Tübingen im vergangenen Jahr 113.000 Euro erhielt.

Doch auch unabhängig von der DFG fließt Geld aus Steuermitteln in unterschiedlichste Gender-Projekte, wie aus dem Schreiben hervorgeht. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanzierte von September bis Dezember 2018 eine „quantitative Befragung zum Bedarf einer nichtbinären Geschlechtsoption für transgeschlechtliche Menschen“. Im Zusammenhang mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG), künftig eine Eintragung des Geschlechts „divers“ im Geburtenregister zu ermöglichen, war immer wieder die Frage aufgekommen, wie viele Personen sich in Deutschland eigentlich als „divers“ definieren. Beauftragt mit der Umfrage wurde nun jedoch kein unabhängiges Gremium, sondern der Lobbyverein „Trans* e.V.“, der hierfür Zuwendungen in Höhe von 14.350 Euro kassierte.

Für Gender-Professuren des Professorinnenprogramms des Bundes und der Länder sind laut dem Dokument seit 2017 rund 945.000 Euro ausgezahlt worden. „Gendersensible Studien in der Präventions- und Versorgungsforschung“ würden bis 2022 mit 10,3 Millionen Euro gefördert. 

Gender Mainstreaming konsequent anwenden 

Eine Begründung für die Ausgaben liefert die Bundesregierung gleich mit. Sie messe „der Gender- bzw. Geschlechterforschung eine große Bedeutung bei“, heißt es in dem Papier. Schließlich liefere sie „wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über Ursachen und Mechanismen, die die Gleichstellung behindern“. Demnach solle eine „konsequente Anwendung des Gender Mainstreaming Ansatzes“ weiterhin sichergestellt werden, um auch aus der Forschung folgende „politische Maßnahmen geschlechtersensibel ausgestalten“ zu können. 

Für den AfD-Bundestagsabgeordneten und promovierten Philosophen Marc Jongen sind diese Bekenntnisse keine Überraschung, wie er der JUNGEN FREIHEIT mitteilte. Dennoch blieben sie „ein Skandal“. Damit werde „staatlicherseits eine Kaste von Wissenschaftsjakobinern herangezüchtet, die alle anschwärzen und unterdrücken, die sich ihrer Dogmatik nicht beugen“. Die Bundesregierung mache sich „zum Komplizen einer Ideologie, die im wesentlichen auf Männer- und Wissenschaftsfeindlichkeit aufbaut und einen Graben zwischen den Geschlechtern aufreißt“. Der AfD-Obmann im Ausschuß für Kultur und Medien fordert deshalb unmißverständlich: „Die öffentlichen Mittel für all diese Projekte müßten dringend auf Null gestellt werden.“

Was in naher Zukunft allerdings kaum passieren dürfte. Allein das Fach „Gender Studies“ ist mittlerweile an 31 deutschen Universitäten vertreten. Insgesamt gibt es an den Hochschulen 217 Professuren, die sich mit Frauen- und Geschlechterforschung beziehungsweise „Gender Studies“ befassen – Tendenz steigend.