© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/19 / 02. August 2019

Frisch gepresst

Fontane. Unter den literarischen „Realisten“ ist der mit seinem Jahrhundert tüchtig Schritt haltende Märker Theodor Fontane (1819–1898) heute noch der auch in Schulen am meisten gelesene Autor – weit vor Gottfried Keller, Theodor Storm oder Gustav Freytag. Damit das so bleibt, hat Peer Trilcke, Leiter des Potsdamer Theodor-Fontane-Archivs, einen Sammelband komponiert, der die Modernität eines Schriftstellers herausstreicht, dessen Werk wie kein anderes in Preußen-Deutschland von Erfahrungen der ersten, in den 1850ern einsetzenden Globalisierung geprägt ist. Derart auf die Aktualität des Zeitzeugen Fontanes konzentriert, öffnet sich der Band unvermeidlich zwar auch für modischen Klimbim wie Natalia Igls „Großstadt als Verhandlungsraum der multimodalen Moderne“. Wenngleich Aspekte von Fontanes Textproduktion wie seine Theaterkritiken im Vordergrund stehen, geht es aber zumeist grundsolide zu. Der Band schließt mit einer Referenz an den gelernten Apotheker („Apotheken vor dem Hintergrund pharmazeutischer Modernisierung“), einer lehtreichen Kurzbiographie und, adressiert an Fontane für Fortgeschrittene, einer üppigen Auswahlbibliographie der Forschungsliteratur seit 2006. (wm)

Peer Trilcke (Hrsg.): Theodor Fontane. Edition text + kritik, München 2019, broschiert, 224 Seiten, Abbildungen, 34 Euro





Deutsche Marine. Man merkt der jüngsten Veröffentlichung des Militärhistorikers Ulrich Schiers auf jeder Seite an, daß der Autor über reiche Erfahrungen als Restaurator, Kurator, Museumsmann verfügt. Er ist geradezu verliebt in die Dinge des Alltags, die den Vorfahren wie selbstverständlich „zuhanden“ (Martin Heidegger) waren und die, soweit nicht achtlos entsorgt, heute als Raritäten in den musealen Zeughäusern der Geschichte zu bewundern sind. Wie die Uniformen, Orden, Waffen, Flaggen, Zeitungsbilder, Ölgemälde und Schiffsmodelle, deren zumeist farbige Ablichtungen Schiers’ Darstellung der Anfänge deutscher Marinegeschichte bereichern. Der Band über den ersten Anlauf zu preußisch-deutscher Seemacht, der mit der unrühmlichen Auflösung der zum Teil versteigerten „Reichsflotte“ des Deutschen Bundes (1853) endete, ist ein Fest fürs Auge und ein gelungenes Beispiel populärer Geschichtsvermittlung. (ob)

Ulrich Schiers: Schwarz-Rot-Gold und die deutsche Flottengründung 1848. Mittler im Maximilian Verlag, Hamburg 2019, broschiert, 275 Seiten, Abbildungen, 24,95 Euro