© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 33/19 / 09. August 2019

Debatte um Deutschpflicht für Grundschulkinder
Eigentlich längst überfällig
Josef Kraus

Der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Carsten Linnemann, hat eine Idee geäußert, deren Verwirklichung bundesweit längst Realität sein müßte. Linnemann, einer der letzten „Senkrechten“ in der entkernten CDU, hat vorgeschlagen, Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen vor der Einschulung in Vorschulklassen aufzunehmen, um sie auf die Regelklasse vorzubereiten. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, hat quer durch die meisten Medien und Parteien verbale Rundumschläge provoziert. Daß SPD und Linke von „Grundschulverbot“ und „Stimmenfang im rechten Sumpf“ schwadronieren, kann man als Pawlowsche Reflexe von Leuten abtun, die nicht willens sind, Realitäten zu sehen. 

Etwa die Tatsache, daß bei einem Migrantenanteil von einem Drittel und mehr an Schülern, die schlechtes Deutsch sprechen, die Leistungen der gesamten Klasse absinken. Daß auch CDU-Politikerinnen ihr Mütchen an Linnemann meinen kühlen zu müssen, läßt nur noch den Kopf schütteln. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, und Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien (beide CDU) etwa: Angeblich sei Linnemanns Idee diskriminierend, ja „populistischer Unfug“. Flankenschutz bekommt Linnemann vom realistisch geprägten Deutschen Lehrerverband. Mit einer Widmann-Mauz- und Prien-CDU aber ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen.