© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 33/19 / 09. August 2019

Umwelt
Klima-Orchester
Mathias Pellack

Berner Klimaforscher schreiben, der gegenwärtige Warmtrend  sei einzigartig: „Der Klimawandel war in den vergangen 2000 Jahren nie so stark wie im 20. Jahrhundert.“ Natürlich krakelt der Medienchor die Vorlage begierig nach. Spiegel Online titelt: „Schweizer Forscher entkräften Argument von Klimawandel-Leugnern“. ARD und Tagesspiegel stimmen ein. Prompt berichtet die Welt, der Windkraftzubau „kollabiert“. Die FAZ nennt es eine „Krise“ und führt die Wissenschaftler aufs politische Schlachtfeld. Auch die altehrwürdige Nationalakademie Leopoldina habe mit einer „seltenen Entschlossenheit in dieser Woche vor dem weiteren Scheitern der nationalen Klimapolitik“ gewarnt. Politisch fordert Markus Söder (CSU) gar, Klimaschutz ins Grundgesetz zu schreiben. Was sicher auch guten Seiten hätte, wäre das Ziel die Umwelt zu schützen. 

Trotz medialen 

Dauerfeuers und staat­licher Subventionen hakt es – aber wo?

Dann erheben die Windkraftlobbyisten ihre Stimme: Die reale Entwicklung ihrer „rettenden“ Industrie passe „überhaupt nicht zur aktuellen Klimadebatte“. So spricht der Geschäftsführer der Sparte „Power Systems“ im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau. Dies sei „ein Schlag in die Magengrube der Energiewende“. Laut Bundesverband Energiewende (BWE) wurden im ersten Halbjahr 2019 nur Windkraftanlagen mit einer Leistung von 287 Megawatt neu errichtet – „nur“ 86 Anlagen. Doch die EEG-Umlage – die Deutschlands Strom zum zweit­teuersten in Europa macht – fließt. Trotz medialen Dauerfeuers und staatlicher Subventionen hakt es – aber wo? Der Präsident des BWE verweist auf Umwelt- und Waldschützer, die laut einer Umfrage der Fachagentur Windkraft für 70 Prozent der Baustopps verantwortlich sind. Grund sei meist der Artenschutz von Vögeln und Fledermäusen. Tiere, die stumm unter einer der dreißigtausend surrenden Windmühlen liegen und den prophezeiten Wandel des Wetters auf keinen Fall mehr erleben werden.