© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 33/19 / 09. August 2019

Leserbriefe

Zu: „Heiße Luft wird teuer“ von David Dürr, JF 32/19

Absurd und vermessen zugleich

Die Klimahysterie scheint sich besonders in Deutschland aufzuschaukeln. Der Wettlauf der Parteien um die unsinnigsten Vorschläge (Steuererhöhungen) hat begonnen, nur damit thematisch weitgehend unbedarfte Schüler wieder zum Unterricht gehen. Diese ahnen ja nicht, daß sie mit unreflektierten Maximalforderungen ihre eigene Zukunft gefährden. Selbst wenn die Grünen dieses Land in ein Agrarland verwandelten, es hätte weltweit so gut wie keine Auswirkungen. Aber bei uns führte die weitere Verteuerung der Energie zur Abwanderung der Industrie und zur Verarmung durch zunehmende Arbeitsplatzvernichtung. Dabei ist das Klima nicht zu retten. Es hat sich ständig verändert, und es wird sich auch weiter verändern, dazu ist die eingestrahlte Sonnenenergie viel zu gewaltig. Wenn Parlamente beschließen, die Welttemperatur nur um 1,5 oder zwei Grad ansteigen zu lassen, ist das absurd und vermessen zugleich. Auch die Ausrufung des Klimanotstandes durch einige Städte – liegen Düsseldorf und Münster etwa in der Sahelzone? – zeigt einmal mehr, wie sehr Ideologie an die Stelle des Verstandes getreten ist. 

Hans-Dirk Krämer, Langenfeld




Politik nach dem Wetterhahn

Die verantwortlichen Politiker, die Öffentlich-Rechtlichen und Medien wie Spiegel, taz, SZ usw. übertreffen sich bei den skurrilsten Vorschlägen zur Therapie der Symptome. Anstatt fundiert zu agieren, reagieren sie nach dem Prinzip des Wetterhahns. Sie laufen infantilen Eiferern wie Greta und der Fridays-for-Future-Bewegung hinterher und orientieren sich an ideologischen, ja sozialistischen Besserwissern wie Annalena Baerbock und Robert Habeck. Vernunft, Realität, Rückgrat und Expertenwissen scheinen die Hoheit in unserem Land verloren zu haben. Mehr denn je ist Immanuel Kants Leitspruch der Aufklärung gefragt: Sapere aude!

Hartmut Völkel, Olpe






Zu: „Das ist erst der Anfang“ von Thorsten Hinz, JF 30-31/19

Gefährlicher Abstiegskampf

Mit seiner Begründung für die Stigmatisierung der Identitären Bewegung als „rechtsextrem“ ist Verfassungsschutzpräsident Haldenwang eine größere Gefahr für Demokratie und Freiheit in unserem Land als diese angeblich rechtsextreme Kleingruppierung. Mit seiner verlogenen „Begründung“ schützt Haldenwang keineswegs unsere Verfassung, sondern eine von Machtverlust bedrohte Regierung in ihrem kalten Krieg gegen das eigene Volk. Er erscheint wie ein willfähriger Büttel und Komplize eines Blockparteien-Systems, dem Maß und Mitte abhanden gekommen sind und das in seinem Abstiegskampf wild und skrupellos um sich schlägt. Einschlägige Äußerungen von Freiheitsgefährdern wie Ruprecht Polenz (CDU), Peter Tauber (CDU), Horst Seehofer (CSU) oder Ralf Stegner (SPD) belegen dies auf erschreckende Weise. 

Dieses Machtkartell fühlt sich längst über das Recht erhaben, siehe „Eurorettung“, „Energiewende“ oder „Flüchtlingskrise“, und läßt die auf das Recht pochende inner- und außerparlamentarische Opposition mit Hilfe dieses opportunistischen Erfüllungsgehilfen kriminalisieren, drangsalieren und durch ein Klima von Einschüchterung, Angst, Verfolgung, Denunziation, Entrechtung und Ausgrenzung systematisch ausschalten. Damit ist ausgerechnet der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz zum Verfassungsfeind Nr. 1 geworden! Angesichts dieser Demontage des Rechts auf freie Meinungsäußerung und anderer geplanter Grundrechtseingriffe erschiene die Berufung der Opposition auf Artikel 20 Abs. 4 GG durchaus legitim.

Michael Plock, Remscheid






Zu: „Moskau mißachtet das Völkerrecht“ von Martina Meckelein & Christian Rudolf, JF 30-31/19

Ausgenommen wie eine Gans

Ihre Darstellung mag richtig sein. Doch warum wird nur Rußland von den westlichen Staaten ständig kritisiert. Die Wahrheit ist doch, daß jeder Staat, der die Möglichkeit hatte, nach 1918 (Erster Weltkrieg) und nach 1945 (Zweiter Weltkrieg) Deutschland ausgeraubt hat: entgegen der Haager Landkriegsordnung von 1907, nach der keinem besiegten Land Grund, Boden, Kulturgüter, Patente usw. geraubt werden dürfen. Alle haben unterschrieben, auch die Siegermächte – nur hielten diese sich nicht daran. Deutschland wurde ausgeraubt, ausgenommen wie eine goldene Gans. Denn alle wissen, was Deutschland getan hat, aber kaum einer weiß, was Deutschland angetan wurde. Was ist mit den Verbrechen und kolonialen Raubzügen der alliierten Siegermächte USA, England und Frankreich?

Paula Schindler, Gräfenberg






Zum Schwerpunktthema: „Erhebung für Deutschland“, JF 29/19

Es zählt allein der Erfolg der Tat

Ich habe nur widerwillig einen Blick in Ihr Sonderheft zum 20. Juli geworfen, weil ich den ganzen Rummel, der nach 75 Jahren immer noch um dieses gescheiterte Attentat veranstaltet wird, perhorresziere. Wenn mein Vater, der von der Gestapo verhaftet wurde, weil er seine Freude über den Anschlag, den er irrtümlicherweise für geglückt hielt, nicht verbergen konnte, post festum gefragt wurde, wer ihn ins Gefängnis gebracht habe, sagte er kurz und bündig: „Graf Stauffenberg“. Vermutlich wurde das als ein paradoxer Witz verstanden. In der Tat wird ja von den Nachgeborenen gerne vergessen, daß ihr Held nicht nur mit seiner Bombe sein Ziel verfehlte, sondern gleich noch einige hundert ehrenwerte Leute, die anschließend gehängt wurden oder Selbstmord verübten, mit sich in den Tod riß. Und das alles für die Katz! In der Politik, wie ich sie mit Signor Niccolò M. verstehe, zählt allein der Erfolg einer Tat, nicht die Gesinnung des Täters. 

Aus dieser Sicht ist der Aufmacher Ihres Sonderheftes von Karlheinz Weißmann mit dem Titel „Der letzte Akt der deutschen Gegenrevolution“ von geradezu unfreiwilliger Komik. Was gibt es an einer Revolution zu feiern, die letztlich gescheitert ist? Übrigens hat diese angebliche Revolution gegen das NS-Regime, die Weißmann von dem jungkonservativen Edgar J. Jung ableitet, in dessen Schriften eine völlig andere Tendenz. Nach Jung konnte diese Revolution „ihren Charakter als Gegenrevolution nur bewähren in der Abkehr von den geistigen Gesetzen, welche die liberale Revolution von 1789 beherrschten.“ („Sinndeutung der deutschen Revolution“, Oldenburg 1933, S. 43). Ob Jung, der am 20. Juli 1944 schon zehn Jahre tot war, in Stauffenbergs Attentat tatsächlich den „letzten Akt“ seiner „Gegenrevolution“ gesehen hätte, ist durchaus zweifelhaft. Er hat die Machtergreifung Hitlers begrüßt und den „totalen Staat“ des Nationalsozialismus keineswegs generell abgelehnt. („Sinndeutung“, S. 30-34, 71f. u. passim). Was er an gewissen Nationalsozialisten kritisierte, war gerade deren Anfälligkeit für die überholten demokratischen und sozialistischen Ideen. Auch in der Marburger Rede (online bei lagis-hessen.de), die er angeblich als Ghostwriter Papens schrieb, sucht man vergeblich nach einer Spur der von Weißmann behaupteten „scharfen Kritik des Totalitarismus, der allgemeinen Mißwirtschaft und der Verfolgung der Juden“. Es ging ihm da vor allem um die Abwehr einer zweiten sozialistischen Revolution in der nationalsozialistischen Bewegung. Das Hauptwerk dieses Vordenkers der deutschen Gegenrevolution, über die „Herrschaft der Minderwertigen“ (1927), womit die liberalen Demokraten gemeint sind, läßt übrigens alles, was heute als rechtsextremistisch eingestuft wird, weit hinter sich.

Prof. Dr. Robert Hepp, Diepholz






Zu: „Vom hohen Roß“ von Thorsten Hinz, JF 29/19

Der Fischer und Frau Rackete

Frau Rackete scheint für viele, auch für den Herrn Bundespräsidenten, eine „Heldin“ zu sein. Zu dieser Bezeichnung schrieb einst der spätere Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Joschka Fischer: „Deutsche Helden müßte die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen.“

Dr. Antonín Kucera, Taunusstein






Zu: „Technik ist immer politisch“ von Anna Veronika Wendland, JF 29/19

Atomare Re-Alphabetisierung

Jahrelang habe ich auf einen solchen Artikel gewartet, der das Thema so brillant behandelt. Wird ein Deutscher nach den Gründen des Atomausstiegs gefragt, ist oft vom Problem des auf eine Million Jahre zu sichernden Endlagers die Rede. Bedenkt man die enormen Erfindungen der letzten 200 Jahre, dann ist diese Forderung geradezu eine Beleidigung wegen Einfallslosigkeit von Tausenden zukünftigen Generationen von Wissenschaftlern und Technikern, zumal bereits heutzutage wissenschaftliche Experimente zur Transmutation anlaufen mit der langfristigen Perspektive der Nutzung der Abfälle. 

Lobenswert sind daher die Bemühungen der Autorin um die kerntechnische Re-Alphabetisierung der Deutschen, sie baut damit Brücken zu jenen, die eine Existenzgefährdung der Menschheit durch den CO2-Anstieg kommen sehen. Auch könnte das Pumpspeicherwerk im Montafon in seinen Werbeunterlagen das Umweltsiegel noch mehr in den Vordergrund stellen, wenn bekannt wird, daß nachts das Wasser mitunter mit billigem französischen Atomstrom in das Oberbecken gepumpt wird.

Dr. Helmut Sprinz, Leipzig






Zu: „Grünes Lifestyle-Spielzeug“ von Holger Eschwege, JF 29/19

Unfälle vorprogrammiert

Lifestyle und Spaßgesellschaft – eine Symbiose? Eine Spaßgesellschaft braucht wohl immer wieder Neues, damit keine Langeweile aufkommt. Da erscheint der E-Scooter gerade zur rechten Zeit. Zum einen ein echter Marktbeflügler für die Industrie, zum anderen das Lifestyle-Perpedes-Mobile schlechthin für vor allem jene, die erstens „dazugehören“ wollen, und zweitens diejenigen, vor allem jungen Leute, deren Drang nach körperlicher Bewegung (etwa mit dem Fahrrad) sehr begrenzt ist. Wer sich beim Dahingleiten nicht anstrengen muß, läuft Gefahr, seine Aufmerksamkeit zu vernachlässigen – hinzu kommt in nicht wenigen Fällen der MP3-Stöpsel im Ohr, wodurch zunehmend Zwischenfälle und Unfälle vorprogrammiert sind. Unbekümmertheit und Gedankenlosigkeit im „Zweirad-Verkehr“ sind ein massives Problem in den letzten Jahren. Keine guten Aussichten, wenn sich jetzt auch noch eine „E-Scooter-Generation“ breitmacht.

Wolfgang Kahl, Augsburg






Zu: „Die Ordnung hat viele Feinde“ von Karsten D. Hoffmann, JF 28/19

Verkennung des Problems

Die Fokussierung auf den Islamismus als „Entartung“ des Islams verkennt den fundamentalen Problemgehalt des letzteren. Es ist der Islam in all seinen Ausdrucksformen selbst, der als Schoß der Abgrenzung und der Feindseligkeiten gegen sogenannte Ungläubige Worte zu (Un-)Taten gerinnen läßt und aggressiver Radikalisierung Vorschub leistet. Die „Haltungs“-Reaktionen auf Charlie Hebdo sollten doch seinerzeit auch dem letzten die Augen geöffnet haben: Sie gipfelten darin, Zurückhaltung anzumahnen, speziell in der satirischen Auseinandersetzung mit islamisch-religiösem Dominanz- und Vernichtungswillen. Mit anderen Worten: Die kulturelle Selbstbehauptung der Deutschen (und anderer Europäer) knickte ein vor der blutrünstigen kriminellen Energie der wahngesteuerten religiös Vorgestrigen. Die Argumentation der „Mahner“: Es sei nicht klug, auch noch die Masse der eigentlich friedfertigen Muslime gegen uns aufzubringen. Als vermeintlich deeskalierender Gestus gepriesen, war es in Wirklichkeit die Formel der Unterwerfung. Denn wenn selbstverständliche Gewohnheiten des Wirtsvolkes die vermeintliche Friedfertigkeit der Gäste in Feindseligkeit verwandeln können und infolgedessen unterlassen werden müssen, bedarf die Inkompatibilität keines weiteren Beweises.

Peter Pietschmann, Blaustein






Zu: „Eine Nation durch Hunger gezähmt“ von Friedrich-Wilhelm Schlomann, JF 28/19

Pflichtlektüre deutscher Schulen

Diese Besprechung des wirklich überragenden Buches von Anne Applebaum, das ich kürzlich auch gelesen, ja, regelrecht verschlungen habe, hat mich sehr gefreut. Frau Applebaum hat die Fülle der Ereignisse in der Ukraine unter der Herrschaft von Lenin und hauptsächlich Stalin von 1917 bis 1933 wirklich lebendig werden lassen. Ihre Darstellung der schrecklichen Ereignisse ist faktenorientiert, basiert auf Quellen aller Art und akribischen Untersuchungen. Auch ihre Sprache entspricht in Sachlichkeit und Klarheit der Absicht, ein unverfälschtes Bild des unvorstellbaren Leids dieser Menschen zu vermitteln, ist aber nie ohne Anteilnahme und eindeutige Parteinahme für dieses geschundene Volk. Beeindruckend klar arbeitet sie heraus, daß die angebliche große Hungersnot von 1932 ein Werk der kommunistischen Führung war. Aber nicht nur der Führung, die Kommunisten benötigten schließlich Tausende, um den zum Feind erklärten ukrainischen Bauern alles Eßbare abzunehmen: Zuerst wurden „Klassenfeinde“ geschaffen, denen schließlich alles, auch das Menschsein, abgesprochen wurde. Dieses Muster zieht sich wie ein roter Faden schon durch die Schreckenszeit der Französischen Revolution. 

Doch leider wird mit dieser Taktik des Entmenschlichens eines eingebildeten oder wirklichen politischen Gegners bis heute erfolgreich gearbeitet. Erkläre ihn zum „Nazi“ oder „Rassisten“ und der öffentliche Applaus ist dir sicher. Auch die „Aktivisten“ für Klima oder sonstwas behandeln ihre Mitmenschen ja so. Polizisten nimmt dieser junge linke Mob schon lange nicht mehr als Menschen wahr. Das exzellente Buch von Anne Applebaum sollte Pflichtlektüre an deutschen Schulen werden.

Regine Stephan, Hilchenbach