© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 34/19 / 16. August 2019

Gold die Treue halten zahlt sich für Investoren nun aus
Das große Rätselraten
Thorsten Polleit

Seit Jahresanfang ist der Goldpreis in Euro gerechnet um ein Fünftel gestiegen. Zudem wurde erstmals seit April 2013 wieder die Marke von 1.500 US-Dollar pro Feinunze überstiegen. Und nun beginnt das große Rätselraten: Warum hat sich das Edelmetall verteuert? Dafür gibt es viele Gründe. Dazu zählen die Unsicherheit über die Folgen des harten Konflikts zwischen den USA und China sowie die Sorge, die Zentralbanken werden die Zinsen noch weiter absenken und die Geldmengen noch heftiger anschwellen lassen (JF 33/19). Es ist nicht verwunderlich, daß in eben diesem Umfeld Gold wieder besonders wertgeschätzt wird.

Denn dessen Kaufkraft können die Zentralbanken nicht entwerten: Gold läßt sich nicht wie das ungedeckte Papiergeld durch politische Willkürakte vermehren. Auch trägt es – anders als zum Beispiel Bankeinlagen und kurzlaufende Schuldpapiere – kein Zahlungsausfallrisiko. Vor allem aber ist das Gold nach wie vor das „Weltgeld“, auch wenn im Tagesgeschäft das ungedeckte Papiergeld die Vorherrschaft übernommen hat. Gold steht in Konkurrenz zu den offiziellen Währungen US-Dollar, Euro, japanischer Yen und Co. Und das gelbe Metall war zweifelsohne in den letzten Jahrzehnten das bessere Wertaufbewahrungsmittel. Wer zum Beispiel Anfang 1999 für 100 Euro Gold gekauft hat, der verfügt heute über Gold im Marktwert von 543 Euro – das entspricht also einem Zuwachs von 443 Prozent oder einer jahresdurchschnittlichen Rendite von 8,5 Prozent.

Dollar, Euro und alle anderen ungedeckten Papierwährungen konnten da nicht mithalten. Und was noch schlimmer ist: Ihre Kaufkraft wird bereits seit zehn Jahren nach und nach bewußt herabgesetzt durch die Geldpolitiken. Allein die Deutschen haben etwa 3,8 Billionen Sicht-, Termin- und Spareinlagen unverzinst bei Banken liegen. Deren Entwertung ist so gut wie sicher. Das Halten von Gold ist eine Möglichkeit, dem Raubzug zu entkommen.