© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 34/19 / 16. August 2019

Haltungsnote
Echte Frauenpower
Gil Barkei

Es gilt als eines der härtesten Amateurradrennen der Welt: das seit 2013 stattfindende Transkontinental-Rennen. Mehr als 4.000 Kilometer quer durch Europa, kein unterstützendes Team, bis auf die vorgeschriebenen Checkpoints keine fest eingeplanten Stopps, Selbstversorgung an Nahrung und Übernachtungsmöglichkeiten während der individuell frei wählbaren Pausen. Die Medizinstudentin Fiona Kolbinger hat nun als erste Frau und als erste Deutsche dieses Wettrennen gewonnen, und die weiteren 264 Teilnehmer auf die hinteren Plätze verwiesen. Zehn Tage, zwei Stunden und 48 Minuten brauchte die 24jährige für die Strecke vom bulgarischen Burgas am Schwarzen Meer bis ins französische Brest an der Atlantikküste. Ihre längste Tageseinheit betrug stolze 475 Kilometer – 17 Stunden und 41 Minuten saß die mittlerweile in Dresden wohnenden Heidelbergerin dafür im Sattel. Bis auf 2.642 Meter Höhe „kletterte“ die Newcomerin, um den höchsten Berg der Strecke, den Col du Galibier, zu bezwingen. Im Durchschnitt schlief die angehende Ärztin und Krebsforscherin lediglich vier Stunden pro Nacht; meistens einfach direkt am Straßenrand. Als Kolbinger im Ziel ankam, hatte ihr Verfolger, der Brite Ben Davis, noch gute 200 Kilometer vor sich.