© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/19 / 23. August 2019

Lesereinspruch

Falsus

Zu: „Es wird nur noch gestammelt“ von Eberhard Straub, in JF 33/19

Herr Straub hat mit seiner Kritik am Verfall der Sprache, der Pseudo-Gelehrsamkeit und der Flucht in die Phrasendrescherei recht, aber seine allererste Aussage ist leider vollkommen falsch. Er behauptet, heute lebten die ersten Generationen in Europa, „die völlig unberührt vom Latein aufgewachsen sind und sich selbstbewußt ohne jede Kenntnis vom lateinischen Europa als gute Europäer verstehen“. Als angehender Lateinlehrer muß ich dieser pauschalisierenden Behauptung aufs schärfste widersprechen, da sie alle ausschließt, die sich in ihrer schulischen oder universitären Laufbahn und im privaten Rahmen mit Latein beschäftigen. Trotz aller zersetzenden Bemühungen seitens traditionsfeindlicher Kultusministerien wird Latein weiterhin an deutschen Gymnasien in teils schülerstarken Klassenverbänden unterrichtet. Auch an den Universitäten widmen sich Professoren und Studenten leidenschaftlich den ureuropäischen Sprachen Alt-Griechisch und Latein. Freilich ist täglich um deren Fortbestand und ihre Stellung in unserem Bildungssystem zu kämpfen, so daß der Einsatz hierfür an Sisyphos erinnert.

Ralf Mayer, Berlin