© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/19 / 23. August 2019

Eine neue Ikone basteln
Medienrummel: Das Lifestyle-Magazin „GQ“ erfindet einen Preis für Greta, und auch die „Vogue“ mischt mit
Alexander Graf

Daß auch Lifestyle- und Männermagazine nicht mehr um die Themen Klimaschutz und E-Moblität herumkommen, hat GQ eindrucksvoll bewiesen. Zwar ging es in der Rubrik „Auto und Technik“ schon seit Monaten um Elektroautos, doch nun haben die Macher Greta Thunberg zum Covergirl erhoben. 

Mit anklagend auf den Betrachter gerichtetem Zeigefinger wird die 16jährige Schülerin aus Schwedin die GQ-Leser der Oktober-Ausgabe von der Titelseite grüßen. 

Zusätzlich zum Ehrenplatz vorn auf dem Heft verleiht das Magazin ihr auch den „Game Changer Award“ (zu deutsch: Spielentscheider-Preis). Chefredakteur Dylan Jones erklärte in einer Stellungnahme, die Auszeichnung sei eigens für die Klimaaktivistin ausgelobt worden. „Ihre unerschrockene Hingabe, das Bewußtsein für die globale Klimakrise zu schärfen, macht sie zum Inbegriff dieser Auszeichnung.“ 

Vor dem Männermagazin kamen bereits die Verantwortlichen der Funke Mediengruppe auf die Idee, sich klimafreundlich zu präsentieren und Greta auszuzeichnen. So erhielt die Schülerin, die seit über einem Jahr für das Klima streikt, im März die Goldene Kamera als Sonderpreis Klimaschutz. 

Derzeit scheint im Medienbetrieb jeder darum bemüht, sich mit Greta zu schmücken. Auch das Modemagazin Vogue widmet sich der Klimaaktivistin. Als die Frau des britischen Thronfolgers Prinz Harry, Meghan Markle, als Gast-Chefredakteurin dort wirken durfte, brachte die Herzogin von Sussex unter dem Titel „Forces of Change“ (Kräfte des Wandels) Greta und 14 weitere Frauen auf das Titelblatt der September-Ausgabe. 

Im Sommer 2019 – passend zur Urlaubslektüre – bestimmt die schwedische Schülerin so nicht nur die Berichterstattung über Klima und Schülerstreiks. Kein Wunder, daß sie bei den englischen Buchmachern mittlerweile als aussichtsreichste Anwärterin auf den Friedensnobelpreis gilt. Ein Preis, den man immerhin nicht eigens für sie erfunden hat.