© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/19 / 30. August 2019

Wer soll’s mit wem machen?
JF-Wahlumfrage in Sachsen und Brandenburg: Mehrheit der Befragten ist gegen Koalition von CDU und AfD / Soziale und Innere Sicherheit sind zentrale Themen
Björn Harms

Während Linke eindringlich vor ihr warnen, scheinen viele Konservative sie herbeizusehnen: die Koalition aus CDU und AfD. Doch wie sehen das eigentlich die Wähler in Sachsen und Brandenburg? Eine repräsentative Meinungsumfrage von Insa im Aufrag der JUNGEN FREIHEIT liefert Antworten. Zunächst der Blick nach Sachsen: Knapp ein Drittel der Befragten (32 Prozent) stimmt zu, daß CDU und AfD im Freistaat eine gemeinsame Mehrheit nutzen sollten. Männer und Frauen unterschieden sich in ihrer Zustimmung deutlich (38 zu 26 Prozent). Ein Großteil (53 Prozent) aller Umfrageteilnehmer ist jedoch gegenteiliger Meinung und lehnt die These ab. 

Am deutlichsten ragen die AfD-Wähler heraus. Sie befürworten zu 77 Prozent eine entsprechende Koalition oder Duldung. CDU-Wähler pflichten der Aussage hingegen nur zu 21 Prozent bei. Damit liegen die Zustimmungswerte in dieser Gruppe sogar noch hinter denen der FDP-Wähler (35 Prozent). Im Kontrast zur ersten These bejaht die Mehrheit der Befragten (51 Prozent) eine Koalition aus CDU, SPD und Grünen, falls die Parteien nach der Landtagswahl eine Mehrheit hätten. 35 Prozent sind gegenteiliger Ansicht. AfD-Wähler stimmen der These naturgemäß am seltensten zu. 73 Prozent der CDU-Wähler wären mit einer Kenia-Koalition zufrieden. 

Ein ähnliches Bild ergibt sich in Brandenburg. Rund ein Viertel der Befragten (26 Prozent) ist dafür, daß Union und AfD eine gemeinsame Mehrheit nutzen sollten. Die absolute Mehrheit von 62 Prozent spricht sich jedoch dagegen aus. Auch in Brandenburg kommt die höchste Zustimmung zur Aussage von den AfD-Anhängern. Während sowohl 30 Prozent der FDP-Wähler als auch 30 Prozent der Anhänger der Freien Wähler die These bejahen, sehen das nur 24 Prozent der CDU-Wähler genauso. 

Einer Kenia-Koalition stimmen in Brandenburg 49 Prozent aller Befragten zu. Das sind zwar lediglich zwei Prozentpunkte weniger als in Sachsen, dennoch wird die absolute Mehrheit verfehlt. 36 Prozent stimmen der Aussage nicht zu. Unter Männern ist die Ablehnung einer Koalition aus CDU, SPD und Grünen deutlich größer als bei Frauen (43 Prozent zu 30 Prozent).

Was aber bewegt die Leute in den beiden Bundesländern? Die Zukunft der sozialen Sicherung ist sowohl in Sachsen als auch in Brandenburg das zentrale Thema. In Sachsen geben 60 Prozent der Befragten an, dies beeinflusse ihre Wahlentscheidung besonders, in Brandenburg sind es sogar 64 Prozent. Aufgeschlüsselt nach Parteienpräferenz ist das Thema bei jeder Wahlgruppe auf Platz eins – nicht aber bei den Grünen, wo das Thema auf Platz zwei steht, und der AfD, wo es auf Rang drei rangiert. Am zweitwichtigsten ist in beiden Bundesländern die innere Sicherheit (Sachsen: 57 Prozent, Brandenburg 55 Prozent). An dritter Position liegt im Freistaat die wirtschaftliche Perspektive, auf Platz vier die Situation an Schulen. In Brandenburg rangieren die Themen in umgekehrter Reihenfolge ebenfalls auf Platz drei und vier. Für 49 Prozent der Befragten in Sachsen beziehungsweise 47 Prozent in Brandenburg beeinflußt die Zuwanderung ihre Wahlentscheidung (jeweils Platz fünf). Dahinter folgen die Themen Energiewende und Infrastuktur. 

Vor allem Grünen- und AfD-Wähler grenzen sich in ihrer Themenfokussierung ab. Für die Grünen-Anhänger ist die Energiewende das zentrale Wahlkampfthema (Sachsen: 69 Prozent, Brandenburg: 81 Prozent). Ein deutlicher Unterschied zu den Wählern anderer Parteien: Nur 35 Prozent aller Befragten in Sachsen sehen darin ein wahlentscheidendes Thema, in Brandenburg liegt der Wert bei 43 Prozent. Bei den Wählern der AfD beeinflußt vor allem das Thema Zuwanderung die Wahl (Sachsen: 80 Prozent, Brandenburg: 83 Prozent). Unter allen Befragten sehen das in Sachsen 49 Prozent genauso, in Brandenburg 47 Prozent. 

In der letzten Umfrage vor der Wahl liegt die CDU in Sachsen mit 29 Prozent knapp vor der AfD (25 Prozent). Auf dem dritten Platz folgt die Linkspartei mit 15 Prozent der Stimmen. Vier Prozentpunkte dahinter landen die Grünen. Düster sieht es bei den Sozialdemokraten aus. Sie kämen laut der Umfrage nur auf acht Prozent. Die FDP müßte mit rund fünf Prozent um den Einzug in den Landtag bangen, genau wie die Freien Wähler, die bei vier Prozent liegen. 

Ein gänzlich anderes Bild ergibt sich in Brandenburg. Hier liefern sich SPD und AfD (beide 21 Prozent) ein Kopf-an-Kopf Rennen. Auch die CDU liegt mit 17 Prozent nur knapp dahinter. Die Linkspartei kommt auf 15 Prozent und liegt damit einen Prozentpunkt vor den Grünen. FDP und Freie Wähler kämpfen um den Landtagseinzug. Somit gäbe es rein rechnerisch eine Mehrheit für eine Kenia-Koalition (52 Prozent) und für Rot-Rot-Grün (50 Prozent).

(Grafik siehe PDF)