© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/19 / 30. August 2019

Ferdinand Piëch war ein großer deutscher Wirtschaftslenker
Retter von Volkswagen
Jörg Fischer

Am Dienstag hingen die Fahnen vor den VW-Werken auf Halbmast, denn einer der ganz großen deutschen Wirtschaftslenker ist am 25. August im Alter von 82 Jahren verstorben: „Ferdinand Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben – als leidenschaftlicher Manager, genialer Ingenieur und als visionärer Unternehmer“, sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Und in der Tat hat Deutschland dem in Wien geborenen Enkel von Käfer-Konstrukteur Ferdinand Porsche viel zu verdanken.

„Volkswagen stünde ohne Ferdi­nand Piëch nicht da, wo wir jetzt stehen“, erklärte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh – er hätte besser sagen sollen: Ohne ihn gäbe es VW sowie den größten Arbeitgeber und Dividendenlieferanten Niedersachsens in dieser Form nicht mehr. In seiner Zeit als Vorstandschef (1993 bis 2002) rettete er VW vor der Pleite und dem drohenden Ausverkauf. Denn „mit seiner Liebe zum Produkt, seiner strategischen Weitsicht und seinem feinen Gespür für die Weiterentwicklung unserer Marken“, wie Osterloh treffend formulierte, hat Piëch die VW-Erfolgsgeschichte überhaupt ermöglicht: Er hat Audi mit seinen Innovationen zur dritten deutschen Premiummarke geformt. Piëch gewann die Übernahmeschlacht mit den Porsche-Eignern. Als VW-Aufsichtsrat er hat Bentley, Lamborghini, MAN, Scania und Škoda in den Konzern integriert, der heute mit 10,8 Millionen verkauften Fahrzeugen und 660.000 Beschäftigten vor Renault/Nissan/Mitsubishi und Toyota der weltgrößte Autohersteller ist.

Natürlich hat Piëch Fehler gemacht: die Einstellung des GM-Qualitätssenkers José Ignacio López, das defizitäre Oberklasse-Modell VW Phaeton oder den Bugatti-Kauf. Die Mini-Van- und SUV-Welle erkannte der Sportwagenfreund spät. Sein Dieselmotor mit Direkteinspritzung (TDI) war ein Megaerfolg in Europa. Aber in den USA, wo Benzin billiger ist als Diesel, mußte das scheitern. Doch für dieses 25-Milliarden-Dollar-Debakel waren andere verantwortlich.