© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/19 / 30. August 2019

Blick in die Medien
Angst vor blauen Jungs
Tobias Dahlbrügge

CDU-Killer Rezo hat wieder virtuell zugeschlumpft. Diesmal war der junge Youtuber, der vor wenigen Monaten die „Neuland“-Politiker mit naseweisem Geschwätz in helles Gegacker versetzte (JF 23/19), beim Kanal der  „Space Frogs“ zu Gast. Das ist eigentlich ein Nonsens-Format mit Inhalten wie „die zehn lustigsten Filmfehler“. Doch der Kobold mit dem blauen Haar nutzte die laufende Kamera, um 14 Minuten lang undifferenziert und unqualifiziert auf die klassische Zeitungspresse einzudreschen. Garniert mit dem üblichen „voll kraß!“ kommt der Junge zu dem Schluß, er sei „so froh“, daß der Zeitungsjournalismus „kein Teil von meinem Leben ist, daß diese ganze Printwelt ganz fern von mir ist, Alter“. Womit er sehr viel über seine Bildung sagt.

Wenn Medienkritik von rechten Youtubern kommt, wird nicht so herumgeeiert.

Der Deutsche JournalistenVerband reagierte mit deutlicher Kritik und verurteilte die Äußerungen. In einer Pressemitteilung nannte der Verband die Pauschaldiffamierung „billig“ und sagte, sie grenze an Hetze – dann zog er sie kleinlaut wieder zurück! Der Grund: Auf Twitter und in anderen sozialen Medien tobte der Mob. Flaue Ausrede: Man sei sich plötzlich nicht mehr sicher, ob das Video nicht bloß Satire sei.

Der Vorgang zeigt dramatisch, wie verunsichert die Branche gegenüber jungen Internetlümmeln ist, die aber Reichweiten generieren, von denen manches Blatt nur noch träumen kann. Die Redaktionen haben offenkundig Angst vor den neuen Mitspielern in der Medienarena. Statt den Vorgang richtig einzuordnen und robust zu kommentieren, entschuldigte sich DJV-Präsident Frank Überall am Ende sogar noch bei Rezo und den Space Frogs. Diese nahmen generös sein unterwürfiges „Gesprächsangebot an“ – natürlich mit einem Smiley und einem „Daumen hoch“-Symbol.

Wenn Medienkritik von rechten Youtubern kommt, wird beim DJV nicht so herumgeeiert. Dann sind die Absender böse Populisten, denen der Kanal gesperrt gehört.