© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/19 / 30. August 2019

Haltungsnote
Jenseits der deutschen Wurzeln
Gil Barkei

Warum sollte das Wirrwarr um die richtige Anzahl an Herkunftskulturen und für Länder schlagende Herzen nur beim Fußvolk an der Kinokasse für Identitätschaos und Fremdeln mit dem Deutschen sorgen? Sind doch besonders die Stars und Sternchen auf der Leinwand einem kosmopolitischen Lebenswandel ausgesetzt, bei dem die Turbulenzen der ständigen Langstreckenflüge so manche Erinnerungen an die Heimat, in der einst die Wiege stand, ordentlich durcheinanderrütteln. Auch Schauspielerin Diane Kruger scheint mit ihren deutschen Wurzeln nicht mehr viel anfangen zu können. „Ich habe mich immer als französische Schauspielerin gesehen. Ich lebe ja auch dort“, erzählt Kruger, die die deutsche und US-amerikanische Staatsbürgerschaft hat, der Zeit. In der Tat arbeitete die gebürtige Niedersächsin aus Algermissen bereits als 15jährige als Model in Paris und nahm dort später Schauspielunterricht. Für den internationalen Erfolg auch in Hollywood änderte sie ihren Nachnamen von Heidkrüger erst in Krüger, dann in Kruger. Natürlich kann man zu einem Land, erst recht wenn dort (berufliche) Träume in Erfüllung gingen, eine besondere Bindung aufbauen. Daß dies aber auch mit einem Bekenntnis zur Heimat der Ahnen geht, zeigte der Wahlpariser Karl Lagerfeld.