© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 37/19 / 06. September 2019

DVD: Das Haus unter den Bäumen
Entführung und Spionage
Werner Olles

Philippe (Frank Langella) und Jill (Faye Dunaway) sind zwei in Paris lebende Amerikaner. Das Ehepaar hat zwei Kinder, die achtjährige Kathy und den fünfjährigen Mike. Philippes mathematische Fähigkeiten haben ihm die Türen der „Electronical Company“ in den USA geöffnet. Doch er hat auf alles verzichtet, um in Frankreich leben zu können, wo er sich als Schriftsteller recht und schlecht durchschlägt.

Ihre Ehe ist nicht besonders glücklich, denn Jill ist eine in sich zurückgezogene, naive junge Frau, die zuweilen Gedächtnislücken zeigt. Als sie eines Tages mit ihren Kindern ein Kaufhaus besucht, verschwinden die beiden im Gewühl. Kathy und Mike wurden entführt, und bald darauf nehmen die Entführer mit Philippe Kontakt auf. Sie fordern, daß er seine glänzenden mathematischen Fähigkeiten für sie einsetzt. Um seine Kinder zu retten, nimmt er die Bedingungen an.

Während die Polizei eine Großfahndung ansetzt, kommt Jill der Verdacht, daß ihre Freundin Cynthia ebenfalls Mitglied der Organisation ist, für die Philippe arbeiten soll. Cynthia gesteht Jill, daß sie dazugehört und fährt mit ihr zu dem Treffpunkt, an dem Philippe verabredet ist …

René Clément („Nur die Sonne war Zeuge“, 1959) drehte 1971 mit „Das Haus unter den Bäumen“ („La Maison sous les arbres“, „La Casa sotto gli alberi“, Frankreich/Italien) einen überwiegend spannenden Psychothriller um eine nicht näher umschriebene Geheimorganisation, die versucht, einen hochbegabten Mathematiker zur Industriespionage zu zwingen.

Die eher konventionelle Geschichte wird durch die subtile Inszenierung Clements „veredelt“ („Lexikon des Internationalen Films“). Das in düsteren Bildern eingefangene Stadtpanorama dient als Hintergrund für den vor allem im ersten Teil stimmungsvollen Film. Das Drehbuch schrieb Clément nach dem Roman „The Children are gone“ von Arthur Cavanaugh. Die Musik stammt von Gilbert Bécaud. In wichtigen Nebenrollen agieren mit Raymond Burr und Maurice Ronet ausgezeichnete Charakterdarsteller. Inszenatorisch konsequent gestaltet, treibt der Film ein entlarvendes Spiel mit Irritationen und überzeugt durch sorgfältige Milieuschilderung.