Daß ein Ortsteil von Altenstadt in der Wetterau namens Waldsiedlung einmal bundesweit Schlagzeilen macht, hat wahrscheinlich niemand geahnt. Doch seit dort am Donnerstag vergangener Woche Stefan Jagsch zum Ortsvorsteher gewählt worden war, wurde das Unerwartete wahr. Denn Jagsch ist nicht nur Mitglied, sondern sogar stellvertretender Landesvorsitzender der hessischen NPD. Dennoch wählten ihn sieben Ortsbeiratsmitglieder von SPD, CDU und FDP einstimmig. „Wir haben einen großen Fehler gemacht“, gestand SPD-Beiratsmitglied Ali Riza Agdas der Rhein-Main-Zeitung. Niemand anderes habe kandidiert, „und dann ist alles so schnell gegangen, und alle haben zugestimmt, darum ich auch“, gab sich der Kommunalpolitiker mit türkischen Wurzeln zerknirscht. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil forderten, die Wahl so schnell wie möglich rückgängig zu machen. Das dürfte schwierig werden: Jagsch müßte sich als „unwürdig“ erweisen oder seine Pflicht grob verletzen. „CDU, SPD und FDP haben in der Wetterau ein Extremismus-Problem“, ist AfD-Landessprecher Robert Lambrou überzeugt. Wenn er sehe, „auf welch hohem moralischen Roß diese Parteien hier in Hessen im Umgang mit der AfD sitzen, dann kann ich nur feststellen, Hochmut kommt vor dem Fall“.