© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

„Sie haben sich verwählt“ der Woche
Donnerwetter über der Wetterau
Christian Vollradt

Daß ein Ortsteil von Altenstadt in der Wetterau namens Wald­sied­lung einmal bundesweit Schlagzeilen macht, hat wahrscheinlich niemand geahnt. Doch seit dort am Don­ners­tag ver­gan­ge­ner Wo­che Stefan Jagsch zum Ortsvorsteher gewählt worden war, wurde das Unerwartete wahr. Denn Jagsch ist nicht nur Mitglied, sondern sogar stellvertretender Landesvorsitzender der hessischen NPD. Dennoch wählten ihn sie­ben Orts­bei­ratsmit­glie­der von SPD, CDU und FDP einstimmig. „Wir ha­ben ei­nen gro­ßen Feh­ler ge­macht“, gestand SPD-Beiratsmitglied Ali Ri­za Ag­das der Rhein-Main-Zei­tung. Nie­mand an­de­res habe kan­di­diert, „und dann ist al­les so schnell ge­gan­gen, und al­le ha­ben zu­ge­stimmt, dar­um ich auch“, gab sich der Kommunalpolitiker mit türkischen Wurzeln zerknirscht. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil forderten, die Wahl so schnell wie möglich rückgängig zu machen. Das dürfte schwierig werden: Jagsch müßte sich als „unwürdig“ erweisen oder seine Pflicht grob verletzen. „CDU, SPD und FDP haben in der Wetterau ein Extremismus-Problem“, ist AfD-Landessprecher Robert Lambrou überzeugt. Wenn er sehe, „auf welch hohem moralischen Roß diese Parteien hier in Hessen im Umgang mit der AfD sitzen, dann kann ich nur feststellen, Hochmut kommt vor dem Fall“.