© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main
Spaltungstendenzen
Jörg Fischer

Die Spaltung zwischen Arm und Reich, Hell- und Dunkeldeutschland oder West- und Osteuropa ist offensichtlich. Selbst im Automobilbereich klafft zwischen politisch-medialem Wunsch und der Wirklichkeit eine riesige Lücke. So präsentierte VW in Frankfurt am Main stolz seinen Elektrovolkswagen ID.3, und Konzernchef Herbert Diess diskutierte auf Initiative der taz mit Tina Velo, Sprecherin des Autohasserbündnisses „Sand im Getriebe“.

Die CSU verlangt eine stärker am CO2-Ausstoß ausgerichtete Kfz-Steuer, denn SUV seien häufig stark motorisiert und verbrauchten mehr Kraftstoff, findet Marie-Luise Dött (CDU), umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion. „Wir brauchen eine Obergrenze für große SUV in den Innenstädten“, meint ihr Parlamentskollege Oliver Krischer, Vizechef der Grünenfraktion. Dabei verursachen PS-starke Limousinen oder Lkw in Berlin mehr Tote als kranke Porsche-Macan-Fahrer. In Bremerhaven blockierten vorigen Samstag Greenpeace-Aktivisten das Ausladen von BMW-„Klimakillern“ aus Spartanburg in South Carolina. Die Autokäufer stimmen hingegen mit ihrem Geldbeutel ab: In Deutschland werden in diesem Jahr wohl erstmals über eine Million SUV und Geländewagen verkauft. Schon 2018 kletterte ihr Marktanteil auf 30,6 Prozent. 1995 waren es nur zwei Prozent gewesen.

Die höhere Sitzposition, der bequeme Einstieg und die Innenraumhöhe wird immer mehr geschätzt – und die Konzerne bieten an, was sich verkauft und zugleich mehr Gewinn abwirft, wie die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) zeigt. Und das sind – anders als in den USA, wo Benzin billig und Parkplätze riesig sind – eher kleine und mittlere SUV, die kaum mehr Sprit verbrauchen als die bisherigen Verkaufsschlager der Golf- und Mittelklasse. Daß zwei Dutzend Automarken ihre IAA-Teilnahme abgesagten, liegt am Kosten-Nutzen-Verhältnis. Und selbst wenn die IAA 2021 nicht stattfindet – SUV bleiben beliebter als enge E-Mobile.