© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/19 / 27. September 2019

Einsicht der Woche
Nein heißt nein
Christian Vollradt

Mit hohem Wellengang und kräftigem Gegenwind haben Küstenbewohner ja Erfahrung. Nun erlebten die Rüganer ein politisch auch nicht gerade seltenes Wetterphänomen: den Sturm im Wasserglas. Was war passiert? Der Norddeutsche Rundfunk hatte gemeldet, die SPD im Stadtrat von Saßnitz arbeite mit der AfD zusammen. Saßnitz’ Stadtpräsident Norbert Benedict (SPD) wies darauf hin, daß man sachorientiert handle und die AfD-Vertreter im Rat „nicht durch rechtsradikale Parolen oder Hetze aufgefallen“ seien. Doch diese Begründung wollten die Genossen in der Landespartei nicht akzeptieren.  „Unsere Haltung als SPD ist klar. Wir akzeptieren keine Kooperation mit der AfD“, verkündete der Generalsekretär der SPD Mecklenburg-Vorpommern, Julian Barlen, via Facebook. Die sieben gemeinsamen Anträge in der Stadtvertretung müßten zurückgezogen werden. Die Saßnitzer mußten dem massiven Druck schließlich nachgeben und taten wie geheißen. Solche Einschüchterungen offenbarten „das ganze Elend dieser ehemaligen Volkspartei“ SPD, kommentierte AfD-Landessprecher Leif-Erik Holm die insulare Posse. Sein Parteifreund und Stadtvertreter Dirk Thormann betonte, man habe bisher vertrauensvoll zusammengearbeitet. Es sei „schade, daß die Landes-SPD ihre verfehlte und sinnlose Abgrenzungspolitik auf dem Rücken der Saßnitzer Bürger austragen will“.