© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/19 / 04. Oktober 2019

Der Bauer ist kein Spielzeug
Grüne Kreuze: Landwirte protestieren gegen Agrarpolitik
Christian Vollradt

An vielen Feldrainen und auf Äckern stehen sie schon, und täglich kommen neue dazu: grüne Holzkreuze. Sie sind ein stiller Protest, eine Mahnung der Bauern gegen das von der Großen Koalition beschlossene „Agrarpaket“ (JF 38/19). Darin ist unter anderem vorgesehen, daß die EU-Agrarsubventionen künftig stärker an Auflagen zum Umwelt- und Klimaschutz gebunden werden. Das habe mehr Bürokratie und weniger Planungssicherheit zur Folge, kritisiert der Berufsstand.  

Was die Bauern aber besonders auf die Palme bringt: Manche dieser Neuerungen seien aus fachlicher Sicht vollkommen kontraproduktiv. Mit dem Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel etwa werde eine schonende Bodenbearbeitung unmöglich gemacht, die Gefahr von Erosionen wachse. Einschnitte beim Einsatz von Dünger bedeuteten weniger Erträge, schlechtere Qualität und im Endeffekt mehr Flächenverbrauch. Wenn Randstreifen nicht mehr genutzt werden dürfen, würden Flächen wertlos und dies komme einer Enteignung gleich. Mögliche Folge: Lebensmittel werden aus dem Ausland importiert, egal wie sie dort erzeugt wurden. 

Die deutschen Bauern, so die Befürchtung, seien dann kaum noch wettbewerbsfähig, nicht einmal innerhalb der EU. Vor allem kleinere und mittlere Familienbetriebe seien dadurch bedroht. „Wir stellen keine Forderungen“, heißt es in einem begleitenden Text zur Aktion. „Die grünen Kreuze sollen als Mahnung an die Gesellschaft verstanden werden, sich des Wertes der heimischen Landwirtschaft bewußt zu werden.“ Initiiert hat das Ganze der Agrarwissenschaftler und Autor Willi Kremer-Schillings („Bauer Willi“, JF 15/16). Über soziale Netzwerke hat sich die Idee rasch verbreitet, auch weil sie ohne größeren Aufwand umsetzbar ist. Mittlerweile haben auch zahlreiche Medien über die bäuerliche Graswurzelbewegung berichtet. Die Hoffnung der protestierenden Landwirte: daß Bundestag und Bundesrat noch Änderungen im Agrarpaket erwirken können.