© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/19 / 04. Oktober 2019

Meldungen

Gauck: Mehr Toleranz gegenüber Konservativen

MÜNCHEN. Altbundespräsident Joachim Gauck hat mehr Toleranz linksliberaler Meinungsführer gegenüber konservativen Positionen angemahnt. Auch sie müßten „lernen zu tolerieren, daß Teile unserer Gesellschaft anders ticken, anders denken, anders sprechen, auch wenn dies bei liberalen Eliten Kopfschütteln, Ratlosigkeit und Ablehnung hervorruft“, sagte er in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus (Ausgabe 28. September). „Altmodische, konservative oder gar reaktionäre Menschen sind nun einmal ein nicht zu übersehender Teil unserer Gesellschaft.“ Gauck kritisierte, „daß viele in diesen linksliberalen Kreisen sehr pauschal alles ablehnen und sogar als Gefahr für die Demokratie verurteilen, was rechts von der politischen Mitte oder rechts von der Union ist“. Es sei eine bedrohliche Entwicklung, wenn man Menschen, „die aus Gefühlen der Entheimatung oder Verunsicherung heraus zu Protestwählern werden“, gleichstelle mit jenen, „die wirklich nationalsozialistisch oder menschenfeindlich agieren und entsprechende Ziele verfolgen“. Gauck betonte ferner, daß er die AfD „aus tiefer Überzeugung“ ablehne: „Trotzdem führt uns die beschriebene Pauschalisierung und die vorschnelle Ablehnung ihrer Wähler nicht weiter.“ Es bestehe die Gefahr, daß sich die Lager feindlich gegenüberstünden und es zur Spaltung der Gesellschaft komme. Kritisch äußerte sich der Altbundespräsident auch zu einer politisch korrekten Sprache. Wenn sie benutzt werde, um Andersdenkende öffentlich anzuklagen und allein für ihre Wortwahl zu verurteilen, sei das „nicht sehr fortschrittlich.“ Wenn man die deutsche Sprache „unbedingt einer erhofften gesellschaftlichen Entwicklung anpassen will, kann dies schnell zu Übertreibungen führen, die von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt werden“. Er nenne diesen „Neusprech“ auch „betreutes Sprechen“, so Gauck. Aber das wollten viele nicht hören, „die sich im Dienste des Fortschritts wähnen“. (idea/JF)





Bully Herbig verfilmt Relotius-Skandal 

POTSDAM. Der Fälscher-Skandal beim Spiegel kommt auf die Kinoleinwand. Bei dem Film „Der Fall Claas Relotius“ übernimmt Michael „Bully“ Herbig („Der Schuh des Manitu“) die Regie, wie die Produktionsfirma Ufa Fiction am Montag in Potsdam mitteilte. Danach basiert das Filmprojekt auf dem kürzlich erschienenen Buch „Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus“ (Rowohlt Berlin) des Spiegel-Reporters Juan Moreno, der seinen Kollegen Relotius der Lüge überführte. Nach Angaben des Spiegels hatte der Reporter Claas Relotius in einem Großteil seiner Texte Protagonisten und Szenen frei erfunden (JF 2/19, 24/19). Medienberichten zufolge sollen die Dreharbeiten Anfang 2021 beginnen. (tha)