© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/19 / 11. Oktober 2019

Zeitschriftenkritik: Bibliotheksmagazin
Wertvolle Kuturschätze sind hoch begehrt
Werner Olles

Die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz wie auch die Bayerische Staatsbibliothek in München gelten als Bibliotheken für Forschung und Wissenschaft. Beide verfügen über vielfältige und einzigartige Bestände aus diversen Wissenschaftsdisziplinen von großem kunst- und kulturhistorischem Interesse. Diese herausragende Rolle besitzen sie aufgrund ihrer Geschichte und ihrer ständigen Erwerbungspolitik, indem sie bis heute hochrangige Stücke des nationalen und internationalen schriftlichen Kulturerbes bewahren. Viele dieser gesammelten Werke sind sonst nirgendwo vorhanden und deshalb als Exponate für Ausstellungen sehr begehrt. Entsprechend hoch sind die Nachfragen an die Staatsbibliotheken.

Zwar wird der überwiegende Teil der angefragten Leihgaben innerhalb Deutschlands beziehungsweise in Mitgliedsländern der EU verliehen, doch in Einzelfällen reisen Leihgaben sehr weit, wobei es eine besondere Herausforderung ist, Versicherungswerte für die wertvollen Werke zu bestimmen, da es nur wenig Vergleichsstücke gibt. So dienen als Quellen spezielle Online-Datenbanken, in denen aktuelle Verkaufserlöse aus Buchauktionen verzeichnet sind, wie das dreimal jährlich erscheinende Bibliotheksmagazin in seiner aktuellen Ausgabe (2/2019) berichtet. 

Mit der Zusage der Leihgabe durch eine Fachabteilung beginnt die Arbeit auch für die Restaurierungswerkstätten, denn für das einzelne Objekt bedeutet die Ausleihe immer eine Belastung, die von Klimaschwankungen und Erschütterungen beim Transport bis zur Lichtbelastung bei der Ausstellungszeit reicht. Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Beleuchtungsstärke werden festgelegt und gleichzeitig über die Art und Weise der Präsentationshilfe entschieden. In München spielen beispielsweise mittelalterliche Handschriften eine große Rolle, in diesem Sinne kann eine öffentliche Bibliothek als Kulturinstitution ihrem Bildungsauftrag gerecht werden.

Ein schöner Beitrag befaßt sich mit der Erwerbung von 104 Briefen von Felix Mendelssohn Bertholdy durch die Staatsbibliothek zu Berlin, in denen die ganze Hoch-Zeit der Briefkultur im 19. Jahrhundert zum Ausdruck kommt. So genoß die Kunst der Kommunikation in Briefen auch in der Familie Mendelssohn einen hohen Stellenwert. Tatsächlich hat der Sohn in seinem nur 38 Jahre kurzen Leben weit über 5.500 Briefe verfaßt, von kurzen Terminvereinbarungen bis zu mehrere Bögen umfassenden Reiseberichten.

Weitere Beiträge beschäftigen sich mit der „abenteuerlichen Reise eines mexikanischen Wörterbuchs nach Berlin“ aus der Bibliothek von Kaiser Maximilian, der virtuellen Bavarikon-Ausstellung „Revolution und Räterepubliken in Bayern 1918/19“, Gustav Eberleins Bronzeskulptur „Gottvater haucht Adam den Odem ein“ in der Königlichen Bibliothek in Berlin und dem Nachlaß von Clara Wieck-Schumann (1819–1896), „der Grande Dame am Klavier“ anläßlich ihres 200. Geburtstags.

Kontakt: Staatsbibliothek zu Berlin, Haus unter den Linden, 10117 Berlin, Bayerische Staatsbibliothek. Ludwigstr. 16, 80539 München 

 www.staatsbibliothek-berlin.de  www.bsb-muenchen.de