© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/19 / 11. Oktober 2019

Weltverbesserung durch Endkontrolle der Wörter
Scharfer Widerspruch angesagt
(dg)

In ihrer Tagesspiegel-Kolumne proklamierte Hatice Akyün im Namen der Gender-Gerechtigkeit: „Wir müssen aufhören, unsere Töchter hübsch zu finden.“ Einer osmanischen Autorin mag diese Forderung federleicht fallen. Aber ungeachtet dessen scheint damit selbst für einen linken Publizisten wie den Akyün zitierenden Reinhard Mohr, einst Kulturredakteur beim Spiegel, zuvor tätig für Pflasterstrand, Stern und taz, das erträgliche Maß an „politischer Korrektheit“ und Gender-Wahn erreicht (Die Politische Meinung, Nr. 557/2019). In seiner Studienzeit, so erinnert sich Mohr an die 1970er Jahre, hätten auch „leidenschaftlich Linksradikale konservative, liberale oder reaktionäre Ansichten“ akzeptiert. Im imaginierten Klassenkampf habe es zwar kein Pardon gegeben, aber „die Idee eines für alle verbindlichen Sprachcodes wäre den meisten Kontrahenten absurd erschienen“. Heutige PC-Wächter, „Religionsmissionare, Gender-Mainstreamende und Anti-Aufklärer aller Couleur“ hingegen strebten die „Verbesserung der Welt durch flächendeckende Endkontrolle der Wörter, mit denen sie beschrieben werden darf“, an. Da die vom „totalitären Impuls“ der „Volkspädagoginnen“ Akyün, Ferda Ataman & Co. inspirierten „akademischen Fußtruppen“ bereits erste Enklaven unserer Gesellschaft erobert hätten, sei endlich „scharfer Widerspruch“ angesagt, im Uni-Seminar wie im Bundestag. 


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