© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/19 / 11. Oktober 2019

Umwelt
Hubraum statt Panik
Jörg Fischer

Christopher Grau ärgerte sich über den Hype um „Fridays for Future“ und gründete als Gegenstimme die Facebook-Gruppe „Fridays for Hubraum“ – und Hunderttausende folgten ihm sofort. Da allerdings auch solche darunter waren, die dies zum Anlaß nahmen, ihren Haß auf die grünen Klimaprophetinnen Greta und Luisa sowie unsere Klimakanzlerin verbal auszuleben, mußte der Münsteraner Auto-Tuner nach nur drei Tagen die elektronische Notbremse ziehen. Aber schon lange vor dem freitäglichen Schulschwänzen führten die irrwitzigen EU-Spritverbrauchszyklen dazu, daß aus hubraumstarken Vier- und Sechszylindern zunehmend fragile, turbobeatmete Dreizylinder wurden. Deren Lebensdauer ist überschaubar, und sie erinnern an die DDR-Besserverdiener-Limousine „Wartburg“: Mickrige 998 Kubikzentimeter hat der Ecoboost-Motor von Ford, 999 die CHZ-Reihe von Audi/Seat/Škoda/VW, 1.199 der GM-Benziner bei Opel, bis zu 1.499 gibt es beim B38 von BMW.

Für die Sechs- und Achtzylinder der deutschen Industrie haben nur wenige das Geld.

Selbst der Grünen-Schreck SUV schrumpft oft unter der Haube – auch wenn Klimapaniker anderes behaupten. Dabei hat Hubraum abgasmäßig Vorteile: Die 2,5-Liter-Benziner im Mazda CX-5 oder im Toyota RAV4 Hybrid kommen ohne Feinstaub-Partikelfilter aus. Doch nicht jeder möchte einen Japaner fahren, und für die verbliebenen Sechs- und Achtzylinder der deutschen Premiummarken haben die wenigsten das Geld. Was also tun? In Amerika ist ordentlich Hubraum weiterhin in Neuwagen erhältlich – und davon provitieren clevere Geschäftsleute, die den anstrengenden Zoll- und Zulassungshürdenlauf übernehmen. Aber qualitativ Fragwürdiges von Jeep, GM oder Chrysler für viel Geld kaufen? Die 40.000-Euro-Alternative ist ein Volkswagen „Made in USA“: Der VW Atlas hat einen robusten 3,6-Liter-VR6-Benziner. Und als siebensitziger Fünf-Meter-SUV treibt er „Fridays for Future“-Jünger garantiert zur Weißglut.