© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/19 / 18. Oktober 2019

Debatte um Kanzlerkandidatur in der CDU
An Bewährtem festhalten
Werner J. Patzelt

Vielen gilt AKK nicht mehr als Hoffnungsträgerin, sondern als Belastung kommender Wahlkämpfe. Offen ist, ob sie neues Vertrauen gewinnen kann. Klar ist hingegen, daß sich ihr die Kanzlerkandidatur nur nehmen ließe, wenn die CSU einen überzeugenden Konkurrenten aufstellte oder eine innerparteiliche Entscheidung vorbei an den Führungsgremien gelänge. Ersteres ist unwahrscheinlich. Also fordern manche einen Mitgliederentscheid über die Kanzlerkandidatur. Letztlich geht es darum, wie die CDU weiteren Machtabstieg vermeiden kann. 

Hinter AKK stellt sich, wer mit Merkelscher Politik nicht brechen will; die Urwahl verlangt, wer auf „Kai aus der Kiste“ hofft. Dabei vermischt sich Taktisches mit Strategischem: Akzeptiert man das (vermutlich niederschmetternde) Ergebnis eines AKK-geführten Bundestagswahlkampfs wie ein Gottesurteil zum Richtungsstreit? Oder soll die Parteibasis am Parteiestablishment vorbei Personalpolitik aufs Geratewohl betreiben? Was lehren da jene Erfahrungen, welche die SPD mit der Delegation von Auswahlverantwortung an ihre Mitglieder machte? Sollte die CDU nicht besser an bewährten Auswahlstrukturen festhalten – gerade auch, um die Verantwortlichen für Fehlentscheidungen zur Einsicht zu bringen?






Prof. Dr. Werner J. Patzelt ist emeritierter Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaft an der TU Dresden.