© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/19 / 18. Oktober 2019

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Nationalismusvorwürfe: Löw verteidigt Spieler

BERLIN. Bundestrainer Joachim Löw hat die türkischstämmigen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can gegen Nationalismusvorwürfe in Schutz genommen. Beide Spieler hatten ein Foto des türkischen Nationalspielers Cenk Tosun auf Instagram geliked, auf dem die türkischen Fußballer vor dem Spiel gegen Albanien salutierend zu sehen sind. Dazu schrieb Tosun: „Für unsere Nation, vor allem für jene, die für unser Land ihr Leben riskieren.“ Dabei bezogen sich Tosun und seine Mitspieler auf den Einmarsch türkischer Truppen im Nordosten Syriens vergangene Woche. „Wer die beiden Spieler kennt, der weiß, daß sie gegen Terror und Krieg sind“, verteidigte Löw Gündogan und Can. Beide hätten deutlich gemacht „daß es kein politisches Statement war“. Seine Spieler hätten vielmehr Tosun mit dem Gefällt-mir-Klick zu seinem Tor gegen Albanien gratulieren wollen. Zuvor hatte Gündogan erklärt, er habe das „Like“ zurückgenommen, „als ich gesehen habe, daß es politisch gewertet wurde“. Auch Can zog sein „Like“ später zurück. Bereits vergangenes Jahr hatte Gündogan für Schlagzeilen gesorgt, als er sich zusammen mit seinem damaligen Nationalmannschaftskollegen Mesut Özil in einem Londoner Hotel mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan traf und diesem ein Trikot seines Vereins Manchester City überreichte. Gündogan schrieb damals zusätzlich auf sein Trikot: „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten.“ Nach dem neuerlichen Vorfall sieht sich Gündogan allerdings als Opfer einer Medienkampagne. „Es ist kraß, was heutzutage für Geschichten geschrieben werden“, schrieb er in einer Stellungnahme, die dem Kicker vorliegt. „Ich dachte, ich like ein Foto von einem sehr guten Freund, mit dem ich zeitweise in Manchester zusammengelebt habe.“ 200.000 Personen hätten das Foto mit einem Gefällt-mir-Klick versehen, „darunter Fußballer aus der ganzen Welt.“ Auch zwei Düsseldorfer Fußballprofis, Kaan Ayhan und Kenan Karaman, sind wegen des Salutierens beim Spiel der Türkei gegen Albanien in die Kritik geraten. Der Sportvorstand des Vereins, Lutz Pfannenstiel, habe daraufhin „umgehend das Gespräch mit den Spielern gesucht“, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins. Vergangene Woche hatte bereits St.-Pauli-Profi Cenk Sahin mit einem Instagram-Post für Wirbel gesorgt, in dem er den türkischen Einmarsch verteidigt hatte. „Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und den Armeen. Unsere Gebete sind mit euch“, schrieb er. Die Ultras des Vereins forderten daraufhin seinen Rauswurf, da er sich „pronationalistisch, regimetreu und verächtlich über das Sterben der kurdischen Bevölkerung“ geäußert habe. Der Verein distanzierte sich. Sahins Post sei „mit den Werten des Vereins nicht vereinbar“. (tb)

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