© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/19 / 18. Oktober 2019

Einseitig geführte Debatte
Konservative Positionen bleiben außen vor: DJV und Medienvertreter fordern mehr Vielfalt im Journalismus
Gil Barkei

Daß deutsche Journalisten größtenteils eher links stehen und sich für Minderheiten einsetzen, ist nicht neu. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und mehrere Medienhäuser starten momentan jedoch eine erneute Diversitäts-Offensive. Am 14. und 15.  November ist der DJV erstmals Partner der Diversity-Konferenz in Berlin, veranstaltet von Tagesspiegel und dem Verein „Charta der Vielfalt“. 

„Vielfalt darf von Medienhäusern und Redaktionen nicht als Belastung empfunden werden, sondern als Chance“, erklärte dazu DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Teil der Konferenz wird eine Diskussionsrunde mit dem Titel „Quoten erfüllt? Diversity in den Medien“ sein, an der auch Minou Amir-Sehhi teilnehmen wird, Vorsitzende der DJV-Kommission „Chancengleichheit und Diversity“, die bereits 2017 aus dem „Fachausschuß Chancengleichheit“ hervorgegangen ist.

Die Kommission veranstaltet auch die jährlichen Tagungen „Frau Macht Medien“, die das nächste Mal am 28. und 29. Mai 2020 beim SWR in Mainz stattfinden wird. Zudem hat sie mit dem Verein „Sozialhelden“, der das Projekt Leidmedien.de zur Förderung von Journalisten mit Behinderung verantwortet, die Broschüre „Journalist*innen mit Behinderung – bitte mehr davon!“ herausgebracht. 

„Weiße Männer sind nicht per se schlechte Journalisten“, betont Tabea Grzeszyk im Deutschlandfunk Kultur. „Aber sie sind nicht repräsentativ für diese Gesellschaft. Sie haben ganz eigene Vorurteile und Vorannahmen, die ihren Blick beeinflussen.“ Grzeszyk ist Geschäftsführerin der Journalisten-Plattform Hostwriter.org, die kürzlich zusammen mit Correctiv den Sammelband „Unbias the News: Warum Journalismus Vielfalt braucht“ herausgegeben hat.

Kurz nach der Konferenz in Berlin veranstaltet der DJV Niedersachsen am 30. November einen weiteren Kongreß zu dem Thema unter dem Titel „Vielfältigkeit statt einfältig! Für mehr Diversität im Journalismus“. Auch die Landesverbände Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein unterstützen die Veranstaltung, die in Kooperation mit der grünennahen Stiftung Leben & Umwelt/Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen stattfindet. Im Blickpunkt: Menschen mit untypischen Biografien, mit Behinderung und mit Migrationshintergrund. Auch diskriminierungsfreie „Sprachtipps“ gibt der DJV und verweist dabei unter anderem auf die vom Bundesfamilienministerium geförderte Aktion Genderleicht.de des Journalistinnenbunds. 

Bei all den Diskussionen und Angeboten zu Vielfalt im journalistischen Mitarbeiterspektrum fällt das Fehlen eines Themas beziehungsweise einer Gruppe auf: rechtskonservative Kollegen und Standpunkte.