© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/19 / 18. Oktober 2019

Umwelt
Windatlas vom Ländle
Volker Kempf

Am Willen Baden-Württembergs, die Windenergie auszubauen, gibt es keinen Zweifel. Bezweifelt wird aber, ob der „Windatlas 2019“ die Realität korrekt darstellt. Der Verein „Mensch und Natur“ wirft dem grün-schwarzen Kabinett vor, ihrer Verantwortung gegenüber den Landkreisen, den Kommunen und den Bürgern nicht nachzukommen: Transparenz und Objektivität der Studie seien nicht gewährleistet. Der behauptete Abgleich im Modell mit den mittlerweile verfügbaren Ertragsdaten vorhandener Windkraftanlagen sei gar nicht oder fehlerhaft erfolgt. Überprüfungen durch verfügbare Wetterdaten hätten gezeigt, daß die Modellierungen Wunschdenken seien. Das sei schon zuvor das Problem älterer Windatlanten gewesen, mit der Folge, daß Investitionen oft nicht so ertragreich seien wie erhofft.

Starke Lobbyinteressen dominieren den Ausbau der Windkraft in  Baden-Württemberg.

Die Region Stuttgart habe jahrelang Planungen durchgeführt und eine Maximalkulisse projiziert. Nach langen Abwägungen wurde diese auf die Hälfte der möglichen Gebiete reduziert. Es wurden „immense Steuergelder verschwendet für Planungen in den Gemeinden und den Regionen, die auf dem Vorgänger des neuen Windatlas basierten“. Zudem sei Wald sinnlos vernichtet worden, Naherholungsräume gingen verloren. Die ausgewiesenen 20.000 möglichen Windkraftstandorte seien unrealistisch. Eine Erklärung liefert der Verein mit: „Der Bundesverband Windenergie hat gemeinsam mit der Firma AL-Pro als Mitglieder im Fachbeirat vermutlich die starken Lobbyinteressen an einem Ausbau der Windkraft wahrgenommen.“ Bislang gibt es im seit 2011 grün geführten „Ländle“ nur 1.529 Megawatt installierte Windkraftleistung. In Niedersachsen sind es sieben-, in Brandenburg fünf- und in NRW viermal mehr. Ein Schelm, wer denkt, durch ein paar alternative Fakten im „Windatlas“ soll nachgeholfen werden aufzuholen.