© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/19 / 18. Oktober 2019

Frisch gepresst

Nachkriegsalltag. Die Geschichtsbücher zu Tirol widmen den Jahren unmittelbar nach Ende 1918 meist nur knappe Kapitel. Häufig beschränkt sich dies thematisch auf die Pariser Friedenskonferenz oder die italienische Besatzungspolitik. Oswald Überegger blendet diese Aspekte nicht aus. Er erweitert den Fokus aber auf „thematische Akzentverschiebung“. Neben diplomatischen und politischen Perspektiven stehen gesellschaftliche, ökonomische und mentale Prozesse im Mittelpunkt, mit denen sich die Menschen zwischen Kufstein und Trient konfrontiert sahen, und zwar konkret von Januar 1918 bis Ende 1920, als die Annexion des südlichen Teils Tirols durch Italien abgeschlossen war. Teilweise in essayistischem Stil geht der 48jährige Südtiroler den auch für ein breiteres Publikum interessanten Fragen nach, wie etwa der Lebensalltag der Tiroler zu jener Zeit aussah. Welche politischen Ängste herrschten? Wie gestaltete sich die Heimkehr von Soldaten und Zivilisten in ihre nun zu Italien gehörende Heimat? Enthalten sind in Übereggers Buch zahlreiche Karten und Abbildungen sowie ein Personen- und Ortsregister. (ls)

Oswald Überegger: Im Schatten des Krieges. Geschichte Tirols 1918–1920. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2019, gebunden, 242 Seiten, 29,90 Euro





Grüne Lügen. Was haben die Bahn, Google, Vodafone und VW gemeinsam? Alle verbreiten die Mär vom „Grünstrom“: Die Produktion des E-Autos ID.3 erfolge nur mit Strom aus erneuerbaren Quellen, behaupten VW-Manager. Gleiches stellen die beiden IT-Weltkonzerne in Aussicht. Die DB wirbt: „100 Prozent Ökostrom im Fernverkehr“, denn Klimaschutz sei „Teil unserer DNA“. Doch die null CO2-Emissionen sind Theorie: Für ICEs oder das Internet wird Dauerstrom gebraucht – auch bei Nacht und lauem Lüftchen. Wenn das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 nicht ans Netz darf, muß dann eben französischer Atom- oder polnischer Kohlestrom einspringen. Derlei Absurditäten präsentiert Kathrin Hartmann am Fließband. So schildert die Münchner Journalistin die Schattenseiten des WWF oder von „nachhaltigem Palmöl“ und warum „grüne Fake News um so bereitwilliger geglaubt werden, je offensichtlicher sie sind“. Die „Autoenergiewende“ gelingt vielleicht ohne grüne Kobolde, aber ohne ökologisch eher unsensibel gefördertes Kobalt aus dem Kongo bleibt auch das beste E-Auto stehen. (fis)

Kathrin Hartmann: Die grüne Lüge. Weltrettung als profitables Geschäftsmodell. Karl Blessing Verlag, München 2019, broschiert, 240 Seiten, 15 Euro