© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Fünf Jahre Pegida
Rechtspopulistische Revolte
Werner J. Patzelt

Zwar ist Pegida nur noch ein Schatten dessen, was es im Winter 2014/15 war. Doch ist das, was sich in Pegida Bahn brach, nun erfolgreicher denn je: nämlich die AfD. Nur wer gleichzeitig auf Pegida und die AfD blickt, wird erkennen, was sich im Herbst 2014 vollzog: Es begann auch in Deutschland die rechtspopulistische Revolte gegen die Erben von „1968, West“. In Dresden verband sie sich mit der Erinnerung an „1989, Ost“. Welche deutsche Partei schaffte es, fünf Jahre lang fast allwöchentlich am gleichen Ort mindestens rund 1.000 Protestierer zu versammeln? Keine! Das läßt abschätzen, wieviel politische Wucht immer noch hinter Pegida wirkt – und hinter der AfD erst recht. 

Haben beide Deutschland „nach rechts verschoben“? Was wie eine „Ausdehnung der Grenzen des Sagbaren“ erscheint, ist eher ein Riß im Gefüge links-grüner Hegemonie. Gut so? Nein! Keineswegs ist es besser, durch Protest und Gegenprotest um Hegemonie zu ringen, wo es darauf ankäme, pluralistischen politischen Streit zu führen. Leider wurde in falschen Reaktionen auf Pegida der Boden bereitet für die heutige Polarisierung zwischen „dem Establisment“ und einer „quasi-revolutionären AfD“. Wir ernten wieder einmal, was wir niemals hätten säen sollen.






Prof. Dr. Werner J. Patzelt ist emeritierter Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaft an der TU Dresden.