© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Zitate

„Ja, es wird zuviel geflogen, ja, es wird zuviel Billigmode bei Primark gekauft, ja, Rauchen bringt einen um. Was ich aber nicht mehr ertrage, ist dieses Gejammer, aus dem keinerlei Konsequenzen folgen. Fliegt übers Wochenende nach Kopenhagen, kauft Würstchen bei Lidl, bingewatcht ‘Germany’s Next Topmodel’, fahrt eure Kinder im SUV bis an die Klassenzimmertür. Aber dann steht vermaledeit auch dazu! Es ist eure Entscheidung.“

Moritz Honert, Soziologe, im „Tagesspiegel“ vom 17. Oktober 2019





„Laßt alles kurz liegen und denkt ein paar Minutern darüber nach, wie geil euer Leben wäre, wenn sich Deutsche tatsächlich nicht mehr trauen würden, offen ihre Meinung zu sagen.“

Sibel Schick, „taz“-Kolumnistin, auf Twitter am 17. Oktober





„Aus Büchern von Astrid Lindgren oder Otfried Preußler heute problematische Begriffe wie ‘Zigeuner’ oder ‘Neger’ zu streichen, das ist, als wenn Menschen mit Farbeimern in die Museen laufen, um Genitalien zu übermalen. Wenn wir es nicht aushalten, daß Sprache eine Entwicklung vollzieht und man in den fünfziger Jahren gewisse Begriffe noch gesagt und geschrieben hat, die man heute aus guten Gründen nicht mehr sagt und schreibt, dann müssen wir eben bedauernd Abschied nehmen von den Werken Otfried Preußlers und Astrid Lindgrens und sie durch Bücher ersetzen, die zu 100 Prozent unser Wertesystem spiegeln. Wir dürfen aber nicht wie das Orwellsche Wahrheitsministerium die Vergangenheit umschreiben und dann noch behaupten, das sei Lindgren oder das sei Shakespeare.“

Denis Scheck, Literaturkritiker, im „FAZ“-Podcast „Am Tresen“ am 18. Oktober 2019





„Es werden Predigten gehalten und dramatische Appelle an ‘die’ Politik gerichtet, die ‘völlig versagt’ habe. Nun soll ausgerechnet diese Versagertruppe endlich ‘handeln’: Deutschland muß Vorbild für die ganze Welt werden und in fünf Jahren CO2-frei sein! Daß dies, erstens, unmöglich ist, zweitens jeder ernsthafte Versuch, es möglich zu machen, die komplette Wirtschaft ruinieren und drittens das Weltklima dennoch nicht retten würde, wäre da schon eine kritische Erwägung zuviel. Doch anders als vor Jahrzehnten sympathisiert heute die überwältigende Mehrheit der Medien mit der Protestbewegung.“

Reinhard Mohr, Publizist, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 19. Oktober 2019





„Selbst Gespräche über das Wetter werden inzwischen gemieden, weil sie zu der Frage führen, ob der Klimawandel menschengemacht ist oder eher nicht, was schon an Häresie grenzt. Dabei gibt es in Deutschland seit 2015 ein Programm, das die Regierung „für ein vielfältiges, gewaltfreies und demokratisches Miteinander“ auf den Weg gebracht hat: ‘Demokratie leben!’. Das klingt wie ‘schöner wohnen’ oder ‘gesünder essen’, geht aber weiter. Wenn eine Regierung dem Volk Demokratie beibringt statt umgekehrt, wird es Zeit, ein anderes Programm aufzulegen: ‘Demokratie retten!’“

Henryk M. Broder, Kolumnist, in der „Welt“ online am 21. Oktober 2019